Hosting mit eigener IP-Adresse – nötig für SEO?

Ein Thema, das SEO-Foren und -Blogs in regelmäßigen Abständen bewegt, ist die Frage, ob eine eigene, also alleinig genutzte IP-Adresse Vorteile für die Suchmaschinenoptimierung bringe. Für diejenigen, die mit den Internetgrundlagen noch nicht so vertraut sind, möchte ich den folgenden Exkurs zu IP-Adressen vorwegschieben, der Rest kann den Absatz gerne überspringen.

Grundlagen IP-Adressen, Domains & DNS
IP-Adressen werden häufig als die Telefonnummern des Internets bezeichnet. Jede Teilnehmer, egal ob surfender Benutzer oder Server, auf dem die abgerufenen Daten liegen, bekommt eine dieser IP-Adressen. Sie bestehen aus vier Zahlenblöcken mit Werten, die zwischen 0 und 256 liegen. Unser Server, auf dem einige SEO-Tools liegen, hat beispielsweise die IP-Adresse 78.47.95.244, der T-Dialin-Zugang, über den ich diesen Beitrag schreibe die 217.232.32.54. Diese IP-Adressen wurden jeweils den Providern zugeteilt – wer wissen will, zu welchem Provider eine IP gehört, kann dies über unser Whois-Tool erfahren: Adresse eingeben und auf ‚Whois‘ drücken. Da es etwas umständlich wäre, wenn man sich diese Nummern merken müsste, um ein Webangebot zu erreichen, gibt es eine Einrichtung, die Domains in IP-Adressen übersetzen kann. Diese Einrichtung hört auf den Namen „Domain Name System“ oder kurz DNS und sorgt dafür, dass, wenn du in den Browser tools.sistrix.com eingibst, auch auf dem richtigen Server landest. Um zu sehen, welche IP-Adresse zu welcher Domain gehört, haben wir auch ein kleines Tool online. Wer mehr über die Anfänge und Zusammenhänge des Internets lesen möchte, dem kann ich das Buch „ARPA Kadabra oder Die Geschichte des Internet“ von Hafner und Lyon empfehlen. Interessant und unterhaltsam geschrieben und perfekt, um sich „Partywissen“ für Internetstammtische bzw. -partys anzulesen.

Wieso eine eigene IP-Adresse aus SEO-Sicht?
Zum einen gibt es in SEO-Kreisen seit geraumer Zeit die Überlegung, dass Links von Seiten, die auf IP-Adressen liegen, die wiederrum einen gewissen „Abstand“ haben, mehr wert seien als solche, die eine gleiche IP-Adresse haben. Um diesen Abstand zu messen, wird üblicherweise das letzte Oktett der IP-Adresse weggelassen, um die drei Übriggebliebenen zu vergleichen. Für diesen Server würde aus 78.47.95.244 also 78.47.95 und Links sollten möglichst von Servern kommen, die keine der 256 IP-Adressen aus diesem Bereich haben. Dadurch, dass man seine Webseiten nun auf eigene, „weit entfernte“ IP-Adresse legt, sollen – wenn man dieser Überlegung folgen will – Links unter den eigenen Projekten mehr zählen. Ich bin der festen Überzeugung, dass Google so nicht vorgeht. Zum einen ist die Ermittlung durch Weglassen des letzten Oktetts nicht mehr zeitgemäß, da Subnetze seit langer Zeit deutlich kleiner, als auch größer als die 256-IP-Adressen sein können. Zum anderen würde dies bedeuten, dass Google Links unter Stratokunden, die alle eine IP aus dem Block 81.169.145.* haben, geringer wertet, als solche von anderen Providern: völliger Unsinn.

Eine andere Überlegung für alleinig genutzte IP-Adressen geht in die Richtung, dass Google IP-Adressen „Penaltys“ verpasst, wenn Seiten, die auf der gleichen Adresse liegen, gegen Regeln verstoßen haben. Auch hier bin ich mir sicher, dass Google IP-Adressen, die von Providern für unterschiedliche Kunden genutzt werden, nicht negativ bewertet. Es gab in der Vergangenheit zwar Vorfälle, bei denen Webseiten anhand ihrer IP-Adresse identifiziert und aus dem Index entfernt wurden – hier waren es allerdings ausnahmslos Seiten, die eine Person/Firma unter einer eigenen IP-Adresse betrieb und keine Shared-Hosting-Umgebungen.

Wofür dann überhaupt eigene IP-Adressen?
Es gibt tatsächlich einige Anwendungen, die ohne die Nutzung einer eigenen IP-Adresse gar nicht oder nur schwer zu realisieren sind. Dazu gehören beispielsweise der Betrieb eines anonymen FTP-Servers oder verschlüsseltes HTTP via SSL auf dem Standardport. Auch ist es häufig so, dass man auf einem eigenen Server (mit zwangsläufig eigener IP-Adresse) mehr Möglichkeiten hat und Seiten schneller ausgeliefert werden, als bei Servern, die man sich mit anderen Kunden teilt. Aus dem Blickwinkel der Suchmaschinenoptimierung haben diese Themen allerdings eher eine untergeordnete Bedeutung – schlechtes SEO wird auch mit einer eigenen IP-Adresse nicht besser.

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