Linkverkauf – ein Problem für Google

Seit Matt Cutts in einem Beitrag in seinem Blog dazu aufgerufen hat, Seiten, die offensichtlich Links verkaufen per Spamreport zu melden, kochten die Meinungen in Blogs und Foren zu diesem Thema hoch: Einmischung, Ausnutzung der Monopolstellung oder auch Vortrieb dem Denunziantentum sind nur einige Vorwürfe, denen sich Cutts und Google ausgesetzt sehen. Dabei ist das Problem komplexer und Schwarz/Weiss-Meinungen bringen hier nicht weiter.

Ende 1999, als Brin und Page in dem Dokument „The Anatomy of a Large-Scale Hypertextual Web Search Engine“ die Grundlagen der neuen Art der Bewertung von Webseiten, die hauptsächlich aufbauend auf externen Faktoren wie der Qualität und Quantität der eingehenden Links später Industriestandard werden sollte, beschrieb, war das Internet noch ein anderes: Suchmaschinen hörten auf Namen wie Fireball und bewerteten das Vorkommen des Keywords in den Datei- sowie Verzeichnisnamen und die Manipulation der SERPs war eine Geheimwissenschaft, die laut Telepolis nur in einem kleinen, rechts-rheinischen Dorf bekannt war.

In den letzten acht Jahren ist Google vom Studentenprojekt mit Lego-Server zur dominierenden Suchmaschine mit rund 10.000 Mitarbeitern und einem Marktanteil von über 90 Prozent in Deutschland gewachsen. Die Besucherzahlen, die Google einzelnen Seiten zuteilt, entscheiden über die Zukunft kompletter Firmen und Toppositionen bei einigen Keywords können schnell viel Geld bringen. Dies führte dazu, dass der Kauf und Verkauf von Links – der Währung, auf der Google sein Ranking aufbaut – von einem Geschäft, bei dem einstmals einzelne Personen tätig waren zu einem richtigen Geschäftszweig gereift ist. Ob Text-Link-Ads in der USA oder auch Linklift in Deutschland, der Verkauf von Links und damit die Manipulation der Rankinggrundlage von Google ist Alltag und weit verbreitet.

So, wie einst bei automatisierten Linktauschnetzwerken, schaut Google sich das Treiben zwar eine Zeitlang an, schreitet allerdings ein, sobald eine Größe, die die Grundlage des Googlerankings beeinträchtigen könnte, erreicht ist. Derzeit scheint der Kauf beziehungsweise Verkauf von Links in den USA aber auch in Deutschland diese Größe und Professionalität erreicht zu haben: Für die Betreiber der Netzwerke, die an jedem Handel verdienen, sicherlich eine Art Ritterschlag, so ist dies doch für Google, dessen Kerngeschäft noch immer die Suche – und diese steht und fällt mir Qualität der Ergebnisse – ist, eine Bedrohung, der entsprechend entgegnet werden muss. Google wird also in Zukunft versuchen, gekaufte Links aus den Berechnungen, die den SERPs zugrunde liegen, herauszuhalten.

Dem Einwand, dass Google sich hiermit in die Grundlagen, des Internets einmische, kann entgegnet werden, dass diese Links nicht gesetzt werden, weil der Seitenbetreiber die verlinkten Seiten reinen Herzens empfiehlt, sondern, weil er dafür Geld erhält – die Qualität ist zweitrangig und wird den Zahlungen untergeordnet. Es steht weiterhin jedem frei, Links zu setzen wie er mag – er kann dann jedoch nicht erwarten, dass eine Suchmaschine, deren oberstes Ziel die Qualität der Ergebnisse ist, diese Links oder auch die verlinkende Seite miteinbezieht. Um Verweise, die nicht der Manipulation der Google-SERPs dienen, zu setzen, stehen Techniken wie der Nofollow-Tag oder die Abwicklung über JavaScript oder einen AdServer, der via robots.txt gesperrt ist, zur Verfügung.

Das Google seine Monopolstellung im Suchmaschinenmarkt – gerade in großen Teilen Europas – benutzt, ist sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Würden Suchmaschinen wie Seekport oder auch Exalead mit Marktanteilen im unteren einstelligen Prozentbereich derartige Forderungen stellen, würden diese vermutlich also lustige europäische Folklore aufgenommen – die Chance, weltweit ernst genommen und umgesetzt zu werden, bestünde jedenfalls nicht. Allerdings muss man hier auch beachten, dass Google kein Unternehmen, das sich dem karitativen Gemeinwohl verschrieben hat ist, sondern Gewinne erzielen möchte – und diese, so hat MSN schmerzhaft erfahren müssen – gehen im Suchmaschinengeschäft nun mal hauptsächlich über die Qualität des Indexes.

Dass Google für die Umsetzung nun Spamreports von Webmastern und damit häufig Mitbewerbern der Käufer/Verkäufer dieser Links nutzen will, hinterlässt allerdings einen faden Beigeschmack. Eine Firma mit dem technischen Ressourcen sowie einer Spam-Abteilung in Dublin und dem Versuch, in Deutschland derzeit etwas Ähnliches zu Errichten, sollte zuerst interne Möglichkeiten ausreizen und erst danach mit Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen. So steht zu hoffen, dass die Linie von Cutts nicht mit der offiziellen Googlerichtlinie in dieser Beziehung übereinstimmt.

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