SEO-Basics: Website-Relaunch niemals ohne Weiterleitungen

Ein „Relaunch“ steht stellvertretend für einen „Neustart“ und meint in unserem Fall die grundlegende Überarbeitung des eigenen Webauftritts. Ein sogenannter Website-Relaunch muss dabei nicht zwingend nur gestalterische Veränderungen mit sich bringen. Vielmehr bietet er die Möglichkeit der Überarbeitung und Neukonzeption von Inhalten, über die Vereinfachung der Navigationsstruktur bis hin zur Optimierung der Geschwindigkeit des eingesetzten Content-Management-System (CMS). Aber Obacht! Dreht man an mehreren Stellschrauben gleichzeitig, schleichen sich schnell unliebsame Fehler ein, die weitreichende Folgen haben können. Der Klassiker hierbei: Nach einem Website-Relaunch bleiben die Besucher über die Google-Suche aus.

Der Relaunch, also die Migration auf ein neues Content-Management-System, fand am 18.04.2015 statt. Wir beobachteten darauf hin massive Rankingverluste und zum 20.04.2015 war der organische Traffic um ein Drittel eingebrochen.

Zitat Sebastian, Betreiber des Fachportals heilpraxisnet.de im Interview

Website-Relaunch richtig planen, durchführen und kontrollieren

Die Suchmaschinenoptimierung, kurz SEO, sollte schon während der Überarbeitung Bestandteil des Relaunch-Prozesses sein. Im Idealfall sollte also nicht erst nachträglich versucht werden dies „einzubauen“ oder nachzureichen. Gutes SEO ist nämlich kein Zubehörteil, dass auf die Schnelle einmalig eingebaut wird, sondern ein ständiger und kontinuierlicher Prozess.

Ein Website-Relaunch sollte generell dazu führen, dass die Seiten in jeder Hinsicht besser und lesbarer werden und, dass die Informationen für Nutzer, aber auch für eine Textsuchmaschine, besser auffindbar und nutzbar sind.

Der Plan: Alle sich ändernden URLs finden

Die Suchmaschine Google, als auch die Nutzer einer Website merken sich die URL-Strukturen. Ändern sich nun in Folge eines Website-Relaunches Navigationsstrukturen, URLs sowie die Namen von Verzeichnissen, sollten alle Inhaltsseiten auch nach dem Relaunch noch über ihre alte URL den Nutzer zum Ziel bringen. Dies setzt voraus, dass sogenannte Weiterleitungen für jede URL hinterlegt wurden. Andernfalls sind die User frustriert und Google irritiert. Ein Verlust von guten Ranking-Positionen ist meist die unschöne Folge.

Beispiel: Ein Onlineshop hat für Google und Nutzer keine schönen „sprechenden“ URLs:

  • www.domain.de/produkte?p=1&sID-Tag=Osteraktion

Der Website-Relaunch soll diesen Umstand verbessern und die oben stehende URL in eine für Google und Nutzer nachvollziehbare Variante umwandeln:

  • www.domain.de/osteraktion/

To-Do: Alle URLs der Website identifizieren, welche sich durch den Relaunch verändern oder gar entfernt werden. Um dies zu bewerkstelligen, kann man sich gleich mehreren Hilfsmitteln bedienen:

  • Von der „alten“ Website vor dem Relaunch eine XML- oder HTML-Sitemap generieren lassen. Dies kann bequem automatisiert werden und gibt einen guten Überblick der einzelnen vorhandenen Seiten-URLs.
  • Über Google Analytics oder der bevorzugt eingesetzten Analytics-Software die URLs und Landingpages identifizieren, welche über die organische Suche von Google, als auch über soziale Netzwerke, ausreichend viele Benutzer wöchentlich oder wahlweise monatlich gewinnen. In der Regel lassen sich diese URLs leicht herausfinden und exportieren.
Google Analytics Reports Dashboard
  • Daten aus der Google Search Console (ehemals Google Webmaster Tools) verwenden, um Seiten mit vielen Aufrufen ausfindig zu machen. Über den Reiter Suchanfragen > Suchanalyse kann die eigene Website schnell nach URLs mit vielen Klicks gefiltert werden. Diese Daten lassen sich selbstverständlich auch herunterladen.
  • Daten aus der Google Search Console (ehemals Google Webmaster Tools) verwenden, um Seiten mit vielen Aufrufen ausfindig zu machen. Über den Reiter Suchanfragen > Suchanalyse kann die eigene Website schnell nach URLs mit vielen Klicks gefiltert werden. Diese Daten lassen sich selbstverständlich auch herunterladen.
Google Search Console Ansicht - Leistung
  • Der Einsatz von professioneller kostenpflichtiger Software kann hier zusätzlich Zeit und Arbeit sparen. Mittels der SISTRIX Toolbox lassen sich z.B. mit wenigen Klicks die URLs der eigenen Website ausfindig machen, die gut bei Google ranken und über entsprechend viele Backlinks und Social Signals verfügen.
SISTRIX LInks Ansicht - Verlinkte Seiten

Die Durchführung: Alle sich ändernden oder gelöschten URLs weiterleiten

Werden während des Website-Relaunch einzelne Seiten gelöscht oder ändert sich deren URL-Struktur, so müssen die betroffenen Seiten-URLs entsprechend auf ihr gleichwertiges Pendant weitergeleitet werden. Gemeint ist hierbei, dass die in unserem obigen Beispiel beschriebene URL www.domain.de/produkte?p=1&sID-Tag=Osteraktion sich aufgrund des Relaunch in www.domain.de/osteraktion/ ändert.

  • Alte URL: www.domain.de/produkte?p=1&sID-Tag=Osteraktion
  • Neues Pendant: www.domain.de/osteraktion/

Nutzer, als auch Google, merkten sich und kennen die „alte“ URL. Durch eine Weiterleitung wird nun sichergestellt, dass man auch nach einem Website-Relaunch bei einem Aufruf der „alten URL“ auf dem „neuen Pendant“ landet – demnach eine Weiterleitung der Nutzer und auch des GoogleBot stattfindet.

To-Do: Sich ändernde URLs und Verzeichnisse, als auch gelöschte Seiten, mittels einer sogenannten 301-Weiterleitung auf die neue URL, bzw. das entsprechend gleichwertige Pendant weiterleiten. Gelöschte Seiten, für die es nach dem Relaunch keine gleichwertige andere Seite gibt, sollten den HTTP-Statuscode 404 [not found] oder besser 410 [gone] zurückgeben.

In unserer SEO-Wissensdatenbank „Frag SISTRIX“ ist ausführlich erklärt, was eine 301-Weiterleitung ist und auch, wie man eine notwendige 301-Weiterleitung für URLs einrichten kann.

In dem folgenden Schaubild wird der technische Ablauf einer 301-Weiterleitung kurz erklärt.

technischer Ablauf einer 301-Weiterleitung anhand eines Schaubilds erklärt
Technischer Ablauf einer 301-Weiterleitung vereinfacht anhand eines Schaubilds erklärt

Das Einrichten und Erstellen einer 301-Weiterleitung ist simpel und kinderleicht zugleich. Ob mittels PHP, der .htaccess-Datei beim Apache Webserver oder auch unter Verwendung eines alternativen Webservers (NGINX, Lighttpd oder IIS) können Weiterleitungen eingerichtet werden. Es besteht demnach kein Grund dies nicht zu tun und zu Lasten der Nutzer auf hilfreiche Weiterleitungen während des Relaunch zu verzichten.

Die vorhandenen URL’s konnten nicht weiterverwendet und auch nicht auf die neu strukturierten Inhalte weitergeleitet werden.

E-Mail der Staatskanzlei Schleswig-Holstein

Zitat des Ministerpräsidenten der Staatskanzlei Schleswig-Holstein über den Website-Relaunch des eigenen Landesportals, welcher mit 460.000 EUR zu buche schlug. Technisches Unverständnis auf Kosten der Steuerzahler resultiert in einem Verlust guter Rankings und ausbleibendem Traffic über die Google-Suche. Das muss nicht sein!

Wichtig: Kontrolle der Weiterleitungen sowie weiteren Parametern

To-Do: Ist der Website-Relaunch vollbracht und die neue Seite endlich online, gilt es die gesetzten Weiterleitungen zu kontrollieren und einige andere wichtige Parameter zu überprüfen.

  • Nach vollzogenem Website-Relaunch erneut eine XML- sowie HTML-Sitemap generieren und diese in der Google Search Console hochladen. Zuzüglich sollte von der Funktion „Crawling“ > „Abruf wie durch Google“ in der Google Search Console Gebrauch gemacht werden, um die Suchmaschine nach einem Relaunch schnellstmöglich auf die neuen Seiten und deren URLs aufmerksam zu machen.
  • Mittels Google Analytics oder der eingesetzten Webanalyse-Software, sollte zusätzlich über mehrere Wochen hinweg geprüft werden, ob der Traffic über die organische Suche bei Google drastisch eingebrochen ist und ob die Zugriffszahlen über die sozialen Netzwerk weiterhin zufriedenstellend sind.
  • Unter zusätzlicher Verwendung der SISTRIX Toolbox kann die eigene Website auf eine Vielzahl von SEO-Fallstricken und Optimierungspotenzialen automatisiert überprüft werden. Dank leicht verständlicher Handlungsempfehlungen kann die eigene Website Schritt für Schritt stetig weiter optimiert werden.
Optimizer Projekt Ansicht - Grenzgaenger.de
  • Auch lassen sich mittels der Toolbox die Ranking-Veränderungen nach einem Relaunch auswerten. So können zum Beispiel die weggefallenen oder in den Positionen gesunkenen Keyword-Rankings schnell gefunden werden.
SISTRIX Ranking Veränderungen Ansicht Toolbox
  • Dabei gilt es zu prüfen, ob die vor dem Website-Relaunch rankende URL für Google und Nutzer noch aufrufbar ist oder einwandfrei weitergeleitet wurde.
  • Browser-Plugin SeeRobots (Firefox & Chrome) nutzen, um versehentlich für Google blockierte Seiten zu identifizieren.
Index Watch Topbucher
  • Für Google und andere Suchmaschinen gesperrte Seiten können nicht über die Websuche gefunden werden und ranken zu keinem einzigen Suchbegriff. Prüfe nach dem Relaunch die wichtigsten Seiten auf ihre Indexierbarkeit.
  • Browser-Plugin Redirect Path von Ayima (Chrome) nutzen, um den korrekten HTTP-Statuscode von weitergeleiteten URLs zu überprüfen.
Redirect Path Check
  • Nur wenn der HTTP-Statuscode „301“ bei einer Weiterleitung von dem Webserver zurückgegeben wird, handelt es sich um eine permanente Anweisung für Google, dass sich die URL dauerhaft geändert hat.
  • Tipp: Auch die eigenen Domainnamen richtig weiterleiten! Oft hat man sich als Seitenbetreiber seinen Markennamen in unterschiedlichen Schreibweisen als Domain gesichert. Beispielsweise zusätzlich mit einem Bindestrich oder auch mit enthaltenen Umlauten (ä, ü und ö), sogenannten IDN-Domains. Jeder weitere Domainname sollte ebenfalls mittels einer 301-Weiterleitung auf die ausgewählte „Hauptdomain“ verweisen.
302 False Redirect

Bei der Eingabe der IDN-Domain www.gründerküche.de leitet der Webbrowser korrekt auf die als Standard definierte Domain www.gruenderkueche.de weiter. Bei einer genaueren Betrachtung des vom Webserver übermittelten HTTP-Statuscode wird allerdings 302 anstatt 301 ausgegeben. Ohne triftigen Grund sollte bitte generell immer eine 301-Weiterleitung genutzt werden.

Wird ein Website-Relaunch niemals ohne Weiterleitungen durchgeführt, so werden es euch Nutzer und die Google-Rankings danken!

Weitere SEO-Basics:

Kollege Dominik Schwarz hat in einem eigenen Beitrag „Webseitenrelaunch? Ohje, ohje.“ weitere 6 hilfreiche Tipps zusammengetragen, die es ebenfalls zu Beachten gilt.

Präsentation Website-Relaunch: Eine unendliche SEO-Geschichte

René referierte auf dem SEO DAY 2015 in Köln über die häufigsten Fehler bei einem Website-Relaunch und verpackte seinen Vortrag regionaltypisch in die 11 Paragrafen des Rheinische Grundgesetzes. So entstand seine Relaunch-Fibel: Dies sind 11 Relaunch-Regeln erklärt anhand des kölsche Jrundjesetz (Grundgesetz).

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