Google unterstützt seit Ende letzter Woche den Parameter „num=100“ nicht mehr. Mit diesem konnten bislang die ersten 100 organischen Treffer einer Suche abgerufen werden. Pro Abfrage liefert Google jetzt nur noch 10 Treffer. Die Änderung wurde ohne Ankündigung umgesetzt und betrifft alle Anbieter, die Suchergebnisse auswerten.
Als Folge steigen sowohl Komplexität als auch Kosten bei der Messung von Suchergebnisseiten: Während bisher eine Abfrage ausreichte, um die ersten 100 Suchtreffer zu erheben, sind nun 10 Abfragen erforderlich – mit entsprechendem Mehraufwand. Auch wir bei SISTRIX sind von der Umstellung betroffen und passen derzeit unsere Strategien zur Messung von SERP-Daten an.
Direkt nach der Umstellung konnten die täglichen Werte für den Sichtbarkeitsindex nicht veröffentlicht und individuelle Projektkeywords nicht erhoben werden. Wir gehen davon aus, dass beides in den nächsten Tagen wieder funktioniert, allerdings zunächst mit längeren Aktualisierungszyklen. Gleichzeitig evaluieren wir, mit welcher Tiefe und Häufigkeit Suchergebnisse künftig erhoben werden sollen, um den bestmöglichen Kompromiss zwischen Nutzen und Kosten zu finden. Updates dazu veröffentlichen wir auf unserer Status-Seite.
Seit rund zwei Jahren befindet sich die Websuche, und mit ihr die SEO-Branche, in einer Umbruchphase: Nach einer langen Phase vergleichsweise geringer Veränderungen hat der Erfolg von ChatGPT die Situation grundlegend verändert. Google steht unter Zugzwang und führt Änderungen ein, die ohne diesen Druck vermutlich nicht so schnell gekommen wären. Auch das politische Umfeld hat sich gewandelt: Im US-Wettbewerbsverfahren gegen Google wurde erst vor Kurzem festgestellt, dass das Unternehmen im Bereich der KI-Suche Nachholbedarf hat. Dass die Erfassung von Suchergebnissen kurz nach diesem Urteil erschwert wird, und vor dem Hintergrund, dass mit ChatGPT auch der größte Wettbewerber von Google diese Daten für eigene Zwecke erhebt, dürfte kein Zufall sein.
Ich gehe davon aus, dass wir auch in den kommenden Monaten und Jahren viele weitere Veränderungen erleben werden: manche eher technischer Natur, wie die aktuelle Umstellung bei der Datenerhebung, andere jedoch grundlegender und weitreichender. Mit den AI Overviews zeigt Google bereits, in welche Richtung sich die Internetsuche entwickelt. Der AI Mode, der in Europa und auf Deutsch derzeit noch nicht verfügbar ist, bildet die nächste Entwicklungsstufe. Google hat auf vielen Kanälen angekündigt, dass sie davon ausgehen, dass die Internetsuche künftig so aussehen wird und kaum noch Ähnlichkeiten mit den bekannten „10 blauen Links“ haben wird.
Offen bleibt aus meiner Sicht, ob Google seine marktbeherrschende Stellung behaupten kann oder sich den Markt künftig mit OpenAI teilen muss. Auch wenn die Geschwindigkeit der Veränderungen für viele belastend ist und ich mir manchmal ebenfalls eine Verschnaufpause wünsche, sehe ich die Chancen und Möglichkeiten als überwiegend positiv. Chatbots eröffnen völlig neue Wege der Nutzung von Suche und werden den Gesamtmarkt deutlich vergrößern.
Wir arbeiten bereits daran, diese Möglichkeiten zu nutzen: Unser AI-Prompt-Tracking in der AI Beta ist weit fortgeschritten und für Bestandskunden kostenlos verfügbar. Außerdem erheben wir seit einigen Wochen Daten für den AI Mode (erste Einblicke gibt es kommende Woche auf der OMT-Keynote), und auch unsere Analysen zu den Antworten von ChatGPT machen große Fortschritte.

