Interview mit deutschem Search Quality Team

Ich hatte die Gelegenheit, dem deutschen Search Quality Team einige Fragen zu SEO-Themen zu stellen. Eigentlich kein Fan von Interviews (dieses ist seit Start dieses Blogs vor über fünf Jahren auch das Erste), hoffe ich, einige interessante und häufig diskutierte Punkte angesprochen zu haben.

SISTRIX: Google geht seit einigen Monaten gegen bezahlte Links vor. Seit Oktober wird der angezeigte PageRank von erkannten Linkverkäufern herabgesetzt, was empfiehlt Google Betreibern dieser Seiten?

Google: Natürlich gehen wir nur gegen bezahlte Links vor, die PageRank vererben (siehe unseren Blogpost zum Thema). Wir bitten alle Webmaster, daran zu denken, dass der PageRank ein Statement von Google ist, mit dem wir zeigen, wie sehr wir ihren Websites vertrauen und dass wir uns auf Links verlassen, die von dort kommen. Es wäre schade, wenn dieses Vertrauen missbraucht würde. Usern und Suchmaschinen gegenüber fair wäre es, bezahlte Links auch als solche zu kennzeichnen und mit dem nofollow-Attribut zu versehen.

Falls Webmaster glauben, dass ihre Website die Richtlinien für Webmaster verletzt hat, empfehle ich die Google Webmaster Tools – in manchen Fällen finden sich dort mehr Informationen. Auf alle Fälle sollten sie dafür sorgen, dass ihre Websites die Richtlinien nicht mehr verletzen, und dann einen Antrag auf erneute Überprüfung stellen.

Ist damit zu rechnen, dass der Verkauf von Links neben der Herabsetzung des PageRanks noch weitere Folgen für die Verkäufer haben wird?

Auch wenn wir uns zu zukünftigen Maßnahmen und Plänen grundsätzlich nicht äußern, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es nicht nur bei der Herabsetzung des PageRanks bleiben wird, um den Verkauf von Links zu unterbinden.

Seit Anfang dieses Jahres scheint Google auch gegen die Käufer von Links vorzugehen. Dies geschieht allerdings unter weit weniger Pressegetöse als der Schritt gegen die Verkäufer. Hat Google hier Bedenken, dass der Kauf von Links zum Nachteil der Konkurrenz benutzt werden könnte?

Wir glauben, dass diese „negative SEO“ nicht nur unethisch ist, sondern sich auf lange Sicht auch nicht lohnt. Wir werden zukünftig auch weiter gegen Linkverkäufer vorgehen.

Es gibt ja einige Themen, bei denen die üblichen Tipps zum Linkaufbau (guten Content, tolle Seite, etc.) nicht funktionieren, was empfiehlt Google dort als Alterative zum Linkkauf?

Wir empfehlen allen Webmastern, eine Nische für ihre Website zu suchen. Zum Beispiel könnte sie regionalisiert oder spezialisiert werden. Sie sollten sich fragen: „Was ist der einzigartige Nutzen, den meine Seite bietet?“, und dabei nicht nur auf die SEO-Karte setzen – es gibt sehr viele Wege, eine Seite zu promoten: Pressearbeit, Offline-Anzeigen, Newsletter… Wichtig ist vor allem, in der entsprechenden Community aktiv zu sein, etwa über das Posting von Kommentaren in themenrelevanten Foren und Blogs. Und nicht zuletzt könnten es Webmaster natürlich auch mit AdWords versuchen.

Wie bewertet Google „Gewinnspiele“, bei denen auf eine Domain verlinkt werden soll, wie sieht es mit „Blogparaden“ aus, bei denen jeder zu einem Thema etwas schreibt und sich nachher alle untereinander verlinken?

Ein Link sollte ein Statement sein, mit dem ein Webmaster zeigt, dass er einer Seite vertraut und sie für nützlich hält (siehe diesen Artikel in der Webmaster-Hilfe). Die genannten Methoden funktionieren vielleicht kurzfristig, sollten aber nicht Teil einer langfristigen Linkaufbau-Strategie sein.

Nun zu einigen Fragen, die Onpage-Themen betreffen. In der SEO-Szene gibt es Meinungsverschiedenheiten, was die Nutzung des Nofollow-Tags für die Gewichtung der internen Verlinkung einer Seite angeht. Die eine Seite sagt, dass dies ein probates Mittel darstelle, die andere hält dagegen, dass man Suchmaschinen nicht signalisieren dürfe, dass interne Seiten „unwichtig“ seien. Wie sieht Google das?

Matt Cutts hat einmal gesagt, dass man damit zwar das Google-Ranking beeinflussen kann, es aber ein Effekt zweiter Ordnung ist, so als ob man überlegt, wie man sein Geld am besten ausgibt, anstatt zu überlegen, wie man mehr Geld verdient.

Mit der zunehmenden Nutzung von Schlagworten/Tags stellt sich die Frage, ob man den Googlebot diese in den Index aufnehmen lassen solle oder dies besser unterbindet, was empfiehlt Google?

Wenn zum Beispiel eine Tag Cloud einen sinnvollen Weg darstellt, Inhalte zu erreichen, ohne dass dabei zu viel doppelter Content entsteht, kann es nützlich sein, sie indexieren zu lassen. Wenn sie aber nur für die User-Interaktion auf der Website sinnvoll ist, sollten Webmaster sie eher nicht indexieren lassen.

Duplicate-Content scheint gerade bei größeren, umfangreichen Webseiten häufig ein Problem zu sein. Wie stark können doppelte Inhalte einer Seite schaden?

Im Allgemeinen filtert Google doppelte Inhalte sehr gut und zeigt nur die relevante Version an. Wenn auf einer Domain doppelte Inhalte zu finden sind, ist in der Regel das „Schlimmste“, was passieren kann, dass nur eine Version in den Suchergebnissen auftaucht. Nur wenn eine sehr große Anzahl doppelter URLs erzeugt wurde, kann das unsere Crawler „verwirren“. Über die robots.txt-Datei lässt sich dem Googlebot klar mitteilen, welche Version indexiert werden soll. Mehr zu diesem Thema finden Webmaster in unseren Blogposts zum Thema Duplicate Content.

Artikel werden häufig auf viele Seiten verteilt, um Kennzahlen wie Page-Impressions zu verbessern. Wie sieht Google dies, ist es sinnvoller, zusammenhängenden Content möglichst unter einer URL verfügbar zu machen oder stellt diese Aufteilung kein Problem dar?

Das dürfte für das Ranking keinen Unterschied machen. Als Nutzer finde ich es allerdings persönlich ärgerlich, wenn ich mich zu sehr durch Artikel durchklicken muss. Wenn ein User über eine Suchmaschine einen Artikel findet, der ihn interessiert, und er dann in der Mitte eines Artikels landet, will er sich wahrscheinlich nicht erst bis zum Anfang durchklicken. Meine Empfehlung wäre, mit verschiedenen Lösungen zu experimentieren und dann zu schauen, wie sich das auf die Zahl der Leser auswirkt.

Und zum Abschluss noch ein kleiner Ausblick in die Zukunft. Welche Themengebiete und Aufgaben seht ihr für die Zukunft, in welche Richtung geht die Entwicklung im Suchmarkt?

Es ist natürlich immer schwer, allgemeine Voraussagen zu machen. Ich persönlich denke, dass die Universal Search und die mobile Suche auch in Deutschland an Bedeutung gewinnen werden. Für das Search Quality Team kann ich sagen, dass wir weiter nach Möglichkeiten suchen, die Suchqualität für unsere Nutzer zu verbessern. Außerdem haben wir ein paar Ideen, wie wir die Kommunikation mit Webmastern weiter verbessern können.

Vielen Dank für das Interview. Ich kann Lesern noch die Mitgliedschaft in den Google Diskussionsforum für Webmaster und das deutschsprachige Google Webmasterblog empfehlen.

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