Kopfschmerzen beim Domainwechsel – viele Ängste sind unbegründet

Ein Website-Umzug ist ein rein systematischer Prozess. Er scheitert nur, wenn jemand einen Fehler in der Handlungskette macht, wenn dein Kunde sich freiwillig entscheidet, Rankinginhalte zu ignorieren oder wenn Ressourcen bei der Umsetzung fehlen. Mit einfachen Worten: In 99,8 % aller Fälle ist nicht Google für Probleme verantwortlich, es sind die Menschen, die vor den Bildschirmen sitzen.

Tatsache ist, dass du Millionen von indizierten URLs von einer Subdomain in eine völlig neue Domain aufteilen und umziehen kannst, ohne Verluste zu erleiden – und damit eine der größten Domains bei Google werden kannst:

Du kannst, wie im folgenden Beispiel, „adviceguide“ (blau) neu gestalten und auf „citizensadvice.co.uk“ (rot) umziehen, die ein Zehntel der Sichtbarkeit hatte – und trotzdem sofort erfolgreich sein:

Wenn dein Domainumzug jedoch nicht wie die beiden obigen Beispiele aussieht, bleib ruhig. Google braucht bis zu 3 Monate, um alle URLs neu zu durchsuchen bzw. zu den vorherigen Ebenen zurückzukehren. Wirf einen Blick auf die Sichtbarkeitslücke zwischen den beiden Graphen in den folgenden Beispielen:

John Müller von Google beschreibt den Prozess so: „Im Grunde genommen dauert es immer eine Weile bis alle unsere Signale übertragen sind. Die meisten davon können wir sofort transferieren, besonders nach einem Redirect, aber einige von ihnen brauchen eine Weile bis sie vollständig transferiert sind und sie die gleiche Stärke erreichen oder auf der neuen Domain etwa so stark sind wie auf der alten“ (*1).

Was auch bedeutet: Wenn du nach 3 Monaten keine vollständige Übertragung siehst, kannst du durchaus in Panik geraten!

Warum verlieren Domains auch nach einem technisch perfekten Umzug Traffic?

In Deutschland werden die Wörter „Relaunch“ und „Umzug“ verwendet, um zwei verschiedene Arten von Umzügen zu definieren. Migration ist der Oberbegriff im Englischen, Französischen, Spanischen und Italienischen. Und zwar für alle Arten von Umzügen. Tatsächlich erklärte John Müller 2016 auf der SMX in München, dass es 6 verschiedene Arten von „Migrationen“ gibt: Neugestaltung, Umstrukturierung, Sicherung, Umzug, Verschieben & Umstrukturieren, Zusammenführen und Aufteilen.

Unabhängig von der Art eines Umzugs, gibt es fünf Dinge, die es zu erklären gilt. SEOs suchen oft bei Google nach einer Antwort, wenn etwas schief geht, aber in all diesen Fällen ist es nicht die Schuld von Google.

1. Zu viele Veränderungen, die gleichzeitig umgesetzt werden

Die Projektgröße, die Brand, die Expertise, Autorität und Vertrauenswürdigkeit (EAT) spielen keine Rolle; du verlierst dein Ranking bei Google für einen langen Zeitraum, wenn du auf eine neue Domain wechselst und gleichzeitig die Architektur/Struktur der Website änderst.

Nach dem dritten Monat wird es sehr klar sein, dass es eine Weile länger (vielleicht Jahre) dauern wird, bis man zum vorherigen Niveau zurückkehrt.

Unsere Empfehlung: Mach den Schritt nicht zu kompliziert für Google, indem du Änderungen an der Seitenstruktur vornimmst. Wechsel zuerst zum neuen Domainnamen und warte auf eine Rückkehr zu den vorherigen Rankings. Ändere erst etwas, nachdem Google alle Signale an die neue Domain weitergeleitet hat.

2. Domains können Infektionen tragen

Im Jahr 2011 hatte google.com einen PageRank von 9 Punkten; das entspricht dem gleichen PageRank wie eine der größten Link-Farmen im Web. Mister Wong war eine Domain, die zu diesem Zeitpunkt 15 Mal größer war als Facebook. Diese Domain startete 2006 und hatte 500.000 regelmäßige Nutzer in Deutschland, Frankreich, USA, Großbritannien, Spanien, China und Russland.

Es wurde viel Geld verdient, jedenfalls bis Google 2010 dem Treiben durch mehrere manuelle Maßnahmen ein Ende setzte. Noch bis 2016 gab es erfolglose Versuche, neue Geschäftsmodelle auf dieser Domain zu entwickeln, aber nichts, was auf dieser Domain gehostet wurde, war je erfolgreich

Nach dem Konkurs von Mister Wong im Jahr 2016 wurde die Domain für 2.500 € verkauft. Zu viel Geld, denn nichts, was darauf übertragen wird, wird funktionieren.

Egal wie viele Requests du an Google sendest, nach 3 oder mehr manuellen Aktionen kannst du eine solche Domain als tot betrachten. Du könntest die gesamte Wikipedia dorthin umziehen und sie würde keine Rankings generieren.

Trotzdem gibt es viele Empfehlungen für den Kauf von Domains, die einfach auf der Anzahl der eingehenden Links basieren. Das bringt uns zu Victoria Travel Service Ltd., die 1 Million US-Dollar für den Kauf einer Domain ausgegeben hat, welche jedoch mehrfach bestraft und gefiltert wurde:

Es wird noch schlimmer! QuinStreet Inc. zahlte 49.700.000 $ für CarInsurance.com und 35.600.00 $ für Insurance.com (einschließlich zuvor bestrafter Inhalte).

In tote Domains zu investieren, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

3. Fehler beim Branding

Im Jahr 2009 entschied sich Pepsi, einige seiner Produktangebote neu zu vermarkten, darunter ihr eigenes Logo, Mountain Dew und Tropicana-Orangensaft.


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Nachdem der Umsatz um 20 % einbrach und 130 Millionen Dollar verloren gingen, wurde die Verpackung von Tropicana wieder in den Originalzustand zurückversetzt. Denke darüber nach – die gleichen Verbraucher nutzen Google.

Die spanische Marke „SecondHand“ (SegundaMano) wurde 1978 gegründet und 2016 in „Vibbo“ umbenannt. Der Umzug einer der größten Domains in Spanien war technisch gut, aber „Vibbo“ ist ein Unsinn, der im Spanischen schwer zu buchstabieren ist. Auch nach 3 Jahren kann nicht an die alte Sichtbarkeit angeknüpft werden.

Wir haben den Wechsel von Patient.co.uk zu Patient.net bereits ausführlich behandelt. Er war technisch gut umgesetzt, aber wie bei Tropicana bedeutet die Herstellung von etwas „Modernem“ nicht, dass es gut angenommen wird. Über die Tradition gibt es etwas zu sagen!

Man kann nur hoffen, dass sie so intelligent sind wie Pepsi. Eine Änderung rückgängig zu machen, ist immer eine Option.

4. The trend is your friend

Ein Umzug bedeutet harte Arbeit, um etwas Neues, etwas Besseres, etwas Bemerkenswertes zu schaffen. Leider können Umzüge in vielen Fällen, in denen die Website bereits Qualitätsprobleme hatte, diese nicht retten. Was nach einem Relaunch oder Umzug folgt, ist der gleiche Trend wie bei der alten Domain.

Im Jahr 2016 wechselte der FC Bayern München zu fcbayern.com, um das internationale Web zu rocken, aber die Grafik zeigt, dass die neue Domain nach Googles „dreimonatiger Gedenkminute“ ziemlich genau dem Trend der alten Domain gefolgt ist.

Hier ist noch ein gutes Beispiel. Die alte Domain sah gesund und stark aus, aber nach drei Monaten folgte sie dem Trend, der sich bereits vor dem Umzug entwickelte.

Ende 2015 suchte Paul Ingraham Rat. Er hatte seine Domain saveyourself.ca auf painscience.com migriert. Aus technischer Sicht war alles in Ordnung, aber die neue Domain folgte nur dem bisherigen Trend:

Die einzige Lösung, die uns bleibt, ist die Verbesserung der Qualität eines Produkts oder der Dienstleistung. Wirf einen Blick auf Paulus‘ Domain:

5. Das SEO-Tool

Freunde, SEOs, Unternehmen, Universitäten usw. senden uns regelmäßig E-Mails mit der Frage, warum die Sichtbarkeitscharts auf verschiedenen SEO-Tools unterschiedlich aussehen. Tatsächlich zeigen ihnen die Sichtbarkeitscharts von zwei der beliebtesten SEO-Tools alles andere als Sichtbarkeit. Sie schätzen das Traffic-Niveau und messen nicht deine Rankings in Google.

Am 22. Mai 2018 berichtete guardian.com, dass Tesco seine spezielle Einzelhandels-Website Tesco Direct in einem überraschenden Zug, der 500 Arbeitsplätze gefährdete, eingestellt hat.

In der zweiten Juliwoche 2018 war klar, dass tesco.com/direct dicht gemacht hat.

In nur einer Woche verlor tesco.com 70 % seiner Sichtbarkeit bei Google. Diese wichtige Änderung und Geschäftsentscheidung wird immer noch nicht von zwei der beliebtesten SEO-Tools angezeigt. Auch heute, 10 Monate später!

Ein weiteres Beispiel: Am 21. März 2019 ging die deutsche Wikipedia, die größte jemals in der Google-Suche existierende Domain, aus Protest gegen die EU-Urheberrechtsreform offline:

Für eine so riesige Domain reichte ein Tag zwar nicht aus, um sie vollständig aus Google zu entfernen, aber 300.000 Keywords und 1.680 Sichtbarkeitspunkte waren weg und kein anderes Tool hat das gemessen.

1.680 Punkte sind viel. Stell dir vor, ebay.de, spiegel.de, computerbild.de, tripadvisor.de und focus.de wären alle gleichzeitig aus Google verschwunden und kein Tool würde es zeigen. In Hamburg berichteten die Kollegen der Wingmen übrigens ausführlich über den Wikipedia-Drop.

Jedenfalls müssen SEO-Tools diese Fakten widerspiegeln. Wenn eine Migration schief geht, kannst du das mit anderen Tools nicht sehen und ausbessern. Sie könnten dich sogar dazu bringen, mehr Fehler zu machen.

Rufen wir uns ein hilfreiches Zitat in Erinnerung: “Knowing what to measure and how to measure it makes a complicated world much less so”- Steven D. Levitt.

Wir hoffen, dass dir der Artikel gefallen hat.

PS: Sommerzeit ist Umzugszeit, ich möchte dir folgende Artikel empfehlen:

(*1) https://www.youtube.com/watch?time_continue=231&v=TTTgOrq70kE

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