Themenseiten: eine kurze Analyse

Wären schnelllebige Internet-Inhalte und der organische Google-Index beide bei Facebook, so würde ihr Beziehungsstatus wohl auf „es ist kompliziert“ stehen. Eine Internetsuche wie Google wird erst richtig gut, wenn die Inhalte so lange interessant sind, dass sie Links, soziale Signale und Nutzerverhalten anziehen. Bei Nachrichtenmeldungen ist das naturgemäß schwierig. Google versucht dem entgegenzuwirken, in dem die Indexierung neuer Inhalte seit dem Infrastrukturupdate „Caffeine“ deutlich schneller und flexibler ist sowie bislang unbekannte URLs viel Vertrauen der Hauptdomain zum Start erben. Aber auch Nachrichtenseiten wollen an der Beziehung arbeiten. Das Mittel der Wahl heißt hierfür häufig „Themenseite“.

themenseiten

Die Überlegung dahinter: zwar veralten einzelne Meldungen recht schnell, es gibt aber nur eine begrenzte Anzahl von Themen, Personen, Orten und Firmen über die regelmäßig berichtet wird. Wird zu diesen Keywords nun eine zentrale Seite erstellt, die alle Informationen bündelt, so hat Google ausreichend Zeit, seine Liebe für diese Seite zu erkennen und rankt sie weit vorne. Um zu schauen, wie gut das funktioniert und welche Unterschiede es dabei gibt, habe ich die größten Nachrichtenseiten in Deutschland kurz nach solchen Themenseiten überprüft. Hier die erste Auswertung:

Gut zu sehen, dass Themenseiten kein Geheimtipp mehr sind: fast alle großen Portale setzen auf diese Strategie. Allerdings mit deutlich unterschiedlichem Erfolg. Tragen die Themenseite bei der Süddeutschen zu 43% des Sichtbarkeitsindex der ganzen Domain bei, sind es bei der FAZ nur rund 3 Prozent. Mit 145 Sichtbarkeitspunkten hat Spiegel Online in seinem Themenverzeichnis so viel Sichtbarkeit versammelt, dass dieses Verzeichnis alleine noch in den Top-50 der deutschen Domains vertreten wäre. Um zu sehen, wie gut sich diese Themen-Bereiche im Vergleich zur gesamten Domain schlagen, habe ich diese Tabelle erstellt:

Hier wird sowohl das durchschnitte Ranking als auch der Prozentsatz der Keywords in den Top-10 bei Google zwischen der gesamten Domain auf der einen Seite und dem Themen-Bereich auf der anderen Seite verglichen. Es zeigt sich eine Zweiteilung der untersuchten Domains. Bei mehr als Zweidrittel der Domains sprechen die Kennzahlen dafür, dass das Themenverzeichnis bei Google besser funktioniert als der Durchschnitt der Seite. So kommt Spiegel Online über die ganze Seite nur bei rund 15 Prozent aller Keywords in den Top-10 – im Themenverzeichnis sind es aber mehr als 30%. Auch bei Bild.de ist eine deutliche Steigerung des Themen-Verzeichnisses im Vergleich zur Gesamtseite auszumachen. Bei Focus Online, Heise und der FAZ sieht es derzeit anders aus: dort schneiden die Themen-Verzeichnisse schlechter ab als die gesamte Seite. Mit meiner Vergangenheit als SEO-Berater komme ich nicht umhin, hier Optimierungspotential zu wittern.

Zum Abschluss noch kurz etwas zu den Risiken von Themenseiten, auch diese sollten hier nicht verschwiegen werden. Google stellt seit Jahren klar, dass „SERPs-in-SERPs“, also Suchergebnis-Seiten im Googleindex nicht gewünscht sind. Da Themenseiten intern häufig so aufgebaut sind, dass sie im Kern eine interne Suche über die eigenen Artikel zu einem Stichwort sind, besteht die Gefahr bei Google in Missgunst zu fallen. Damit dies nicht geschieht, sollte in die Erstellung und Ausgestaltung dieser Seiten ruhig der ein oder andere Manntag mehr investiert werden, als unbedingt nötig. Auch dann werden es noch die Seiten der Domain sein, die mit dem wenigsten Aufwand die meisten Besucher bringen.

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