2012 – Erwartungen & Dramen

Waren die letzten Monate des alten Jahres mit der Geburt unserer Kinder eine Erfahrung auf komplett neuem Gebiet, hat meine Aktivität hier im Blog unter der mangelnden Zeit leider etwas gelitten. Da sich sowohl Schlaf- als auch Zeithaushalt langsam wieder normalisieren und ich natürlich auch nicht ohne Vorsätze in das neue Jahr gehen kann, möchte ich in diesem Posting einen Ausblick auf mögliche Entwicklungen und Themen des neuen Jahres riskieren.

Als ich 2002 hauptberuflich mit der Optimierung von Webseiten für Suchmaschinen begonnen habe, war der „Markt“ der Google-SERPs von einer deutlich höheren Nachfrage nach Content und Inhalten generell geprägt, als das Angebot der damals vorhandenen (und indexierten) Webseiten decken könnte. In den folgenden 5 Jahren hat das dazu geführt, dass insbesondere im Longtail-Bereich nahezu jede Seite gerankt hat. In diesen Jahren konnten Firmen wie Holidaycheck, Softonic oder auch Chefkoch groß werden. In den letzten Jahren haben sich die Verhältnisse gewandelt: nahezu jedes Startup träumt von großen (und billigen) SEO-Erfolg und auch die meisten etablierten (Offline)-Firmen kümmern sich um das Thema. Fortschritte in der Indexierbarkeit von Webseiten durch Google aber auch durch CMS-Anbieter und günstige Angebote von Textfabriken führen dazu, dass Google seit einiger Zeit in einer recht luxuriösen Situation ist: es gibt mehr passende Inhalte als angezeigt werden können, Google hat also die Wahl. Was das heißt, ist im vergangenen Jahr mit dem Panda-Update erstmalig deutlich geworden. Ich gehe davon aus, dass Google diesen Weg auch 2012 fortführt und bei steigendem Content-Angebot seine Filtermöglichkeiten anpasst und verbessert.

Hinzu kommt, dass Google selber in diese Gleichung eingreift und mit der Ausweitung von vertikalen Suchmaschinen das Angebot in lukrativen Branchen deutlich ausbaut. In den USA konnten wir in den letzten Monaten bereits schön integrierte Flug- und Hotelsuchen sehen und es würde mich nicht wundern, wenn diese noch vor dem nächsten Jahreswechsel auch in Deutschland auftauchen. Dank Schaltjahr dürfte Google jedenfalls ausreichend Zeit für diesen Schritt haben.

Etwas skeptisch stehe ich der aktuellen Euphorie um Signale aus sozialen Netzwerken als maßgeblichen Rankingkriterien gegenüber. Natürlich schaut sich Google kontinuierlich nach Möglichkeiten zur Verbesserung und Erweiterung des Algorithmus um, wenn ich allerdings die zahlreichen Social-Daten, die wir in der Toolbox mittlerweile auswerten zusammenfasse und analysiere, so sehe ich dabei keine Gefahr, dass Links als primärer Rankingfaktor in naher Zukunft abgelöst werden. Andererseits hätten SERPs, die komplett aus Nyan-Cat-Videos bestehen würden natürlich auch ihren Reiz …

Abschließend noch der obligatorische „Google is Evil“-Hinweis: ähnlich wie Microsoft von einigen Jahren, wird Google auch 2012 seine Marktmacht nutzen, um wichtige Entwicklungen in den Markt zu drücken. Chrome wird sich weitere Marktanteile sichern und mit der Energie, mit der Google seinen (sehr guten) Browser weiterentwickelt, werden Alternativen wie der Internet Explorer sowieso aber auch Firefox leider auf der Strecke bleiben. Google wird damit maßgeblich über das Tor zum Internet bestimmen: auf dem Desktop via Chrome, auf dem Handy mit Android. Jetzt aber genug der Apokalypse.

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