COVID-19: der richtige Umgang mit der Corona-Krise

Die letzten Wochen waren für uns alle außergewöhnlich: eine außergewöhnlich schnelle Entwicklung zur Pandemie, mit außergewöhnlich direkten Folgen für uns alle und der Notwendigkeit, außergewöhnlich schnell zu reagieren.

Niemand weiß heute, wie stark die Corona-Krise unsere Welt in den nächsten Monaten verändert wird. Und doch müssen wir alle lernen, mit dieser Unsicherheit umzugehen. Dabei helfen verschiedene Szenarien, Denkansätze und Impulse. Deswegen haben wir uns bei Vordenkern aus dem Online-Marketing-Umfeld umgehört, wie ihre Sicht auf die aktuelle Situation ist und welche Entwicklungen sie sehen.

Fünf Experten aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen zeigen dir in diesem Blogbeitrag, welche Themen sie gerade beschäftigen, wie es in ihrem konkreten Bereich aussieht und geben Tipps und Ideen für die Zukunft.

Tourismus: Constantin Rehberg, prizeotel

Constantin Rehberg

Chief Digital Officer bei prizeotel

Der Tourismus- und Reisebereich hat die Auswirkungen der Corona-Pandemie schon früh gemerkt: Reisewarnungen, geschlossene Grenzen, gestrichene Flüge und die Absage der meisten Geschäftsreisen haben die Branche schon vor einigen Wochen getroffen.

Constantin Rehberg ist Chief Digital Officer bei prizeotel, einer Kette von preisgünstigen Design-Hotels. Er hat einen starken SEO-Hintergrund und versteht gleichzeitig die Herausforderungen, vor denen die Hotelbranche steht sehr analytisch. Mehr zu ihm und Prizeotel kannst du in diesem Podcast mit Erik Siekmann erfahren.

Die Pandemie hat die Reisebranche früh und mit voller Wucht getroffen. Wie ist deine Einschätzung der Lage?

Es ist schwer, überhaupt eine Einschätzung abzugeben. Die Entwicklung, mit der sich die Lage in den letzten 30 Tagen verändert hat, ist so gewaltig, dass jedes geschriebene oder gesprochene Wort schon veraltet ist. Inzwischen ist der internationale und nationale Tourismus völlig zum Erliegen gekommen und Geschäftsreisen finden nur noch in absoluten Ausnahmefällen statt. Zusätzlich ist auch völlig unklar, wann und mit welcher Dynamik die Nachfrage wieder steigt und wieder Reisen stattfinden. Derzeit beschäftigen sich dennoch viele schon wieder mit Aufbauplänen- und Strategien, da damit zu rechnen ist, dass die Nachfrage in dem Moment wieder steigt, sobald aktiv über die Lockerung von aktuellen Einschränkungen debattiert wird.

Stark in der Kritik steht derzeit das agieren der relevanten Plattformen wie Expedia, Booking.com und auch Airbnb, welche ihre Marktstellung (aus-)nutzen, um Loyalität gegenüber den Kunden aufzubauen und sich dies von den Hotels bzw. Hosts bezahlen lassen. Die Plattformen haben sich beispielsweise dazu entschieden, die Stornierungsbedingungen extrem zum Wohle der Gäste auszulegen und sind teilweise dazu übergegangen, eigenmächtig Zahlungen rückzuerstatten. Dies wird zu Verschiebungen der Marktanteile führen, aber auch juristisch aufzuarbeiten sein. 

Wagst du bereits eine Prognose, wie lang eine Erholung auf das bisherige Niveau dauern kann?

Da der Tourismus insbesondere auch von grenzüberschreitenden Reisen lebt, wird eine Erholung auf das Niveau vor Corona meiner Einschätzung nach mindestens zwei Jahre dauern. Das rein nationale Niveau wird sich schneller wieder erholen, aber auch hier wird es viele Monate dauern und eine genaue Prognose ist kaum möglich. Generell sollte man sich auf lange Erholungsphasen einstellen, aber auf eine schnellere Dynamik vorbereitet sein, um schnell und flexibel reagieren zu können.

Ich persönliche gehe davon aus, dass digitale Player die aufkommende Nachfrage wesentlich schneller bedienen können und wir eine Turbo-Digitalisierung sehen werden und bin daher grundsätzlich optimistisch für die kommende Monate. So ergibt sich auch die Möglichkeit für neue, disruptive Geschäftsmodelle. Der Tourismus ist zuletzt etwas träge im Hinblick auf Innovationen geworden.

Hast du einen Ratschlag zum Umgang mit der Situation an unsere Branche?

Es gilt mit individuellen Lösungen auf die eigene Situation zu reagieren und einen entsprechenden Maßnahmenplan aufzusetzen, sodass sich allgemeingültige Ratschläge im aktuellen Umfeld nicht richtig anfühlen. Ein Blick nach Asien kann aber lohnen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich eine Krise wieder auflöst. Zusätzlich haben sich viele Metriken und KPIs verändert. Was bis Februar galt, muss heute keine Gültigkeit mehr haben und sollte jetzt oder später ggf. neu getestet werden.

Veranstaltungen: Marco Janck, Sumago

Marco Janck

Gründer der SEO-Agentur Sumago

Neben der Tourismusbranche sind auch Veranstaltungen in den letzten Wochen zum Erliegen gekommen. Alle Events rund ums Onlinemarketing in der ersten Jahreshälfte wurden abgesagt oder verschoben: neben fachspezifischen Konferenzen wie der OMKB auch Giganten wie die Online Marketing Rockstars.

Marco Janck ist Gründer der SEO-Agentur Sumago und veranstaltet mit der Campixx eine der führenden SEO-Veranstaltungen in Deutschland. Die diesjährige Campixx wurde durch die Verschärfung der Corona-Krise abgebrochen. Marco hat die Marketing Underground im letzten Jahr erstmalig veranstaltet und ist regelmäßiger Podcaster.

Corona hat die Branche der (Online-Marketing)-Konferenzen und -Veranstaltungen besonders getroffen. Wie ist deine Sicht auf die Situation derzeit?

Der Virus wird die Welt der Konferenzen, Festivals und Veranstaltungen radikal verändern. Viele Veranstalter werden die kommende Zeit wirtschaftlich nicht überstehen, da die finanziellen Ausfälle enorm sind. Absagen sind bei großen Events fast immer ein Todesstoß und Verschiebungen im Grunde nur ein sehr dünne Hoffnung. Das ist aber nur die aktuelle Phase. Das Eventgeschäft ist viel komplexer, als die meisten Beobachter wahrnehmen. Es gibt sehr viele hoch kritische Punkte, die das Eventhaus einstürzen lassen und den Neubau verhindern.

Wenn zum Beispiel viele Messebauer, Messetechnik-Firmen und besonders viele Freelancer in diesem Bereich pleite gehen, dann ist auf einen Schlag die Basis-Infrastruktur weg. Wenn Aussteller dauerhaft zu der Erkenntnis kommen, dass Messen nicht mehr besucht werden, dann bricht ein wichtiger Umsatzbereich weg. Wenn Menschen grundsätzlich größer Ansammlungen meiden, dann werden die Events nicht stattfinden können, weil weder Teilnehmer noch Speaker kommen.

Da der Lead- und Entwicklungsdruck aber nach einer Normalisierung wieder extrem steigen wird, sehe ich eher die Basis-Infrastruktur als das Hauptproblem. Eines wird aber klar sein: auf Grund der neuen Nach-Corona Sicherheitsbestimmungen, werden sich die Teilnehmerzahlen ca. halbieren, um nötige Mindestabstände und Auflagen zu gewährleisten.

Ich persönlich beobachte die Entwicklung der digitalen Alternativ-Angebote aktuell sehr genau. Es wird in der aktuellen Situation eine Umsatzmöglichkeit entstehen, die aus meiner Sicht aber nur temporär einen Bedarf stillt. Die Basis, dass sich Menschen 1:1 treffen, ersetzt das nicht. 1:1 und das Erleben ist ohne Alternative. Aus dem digitalen Angebot werden aber einige sinnvolle Ergänzungen im normalen Eventgeschäft entstehen.

Auch wir arbeiten gerade an entsprechenden Umstrukturierungen. Aber einfach mal so eine Online Konferenz aus dem Boden zu stampfen, ist für mich nicht die Antwort. Da muss mehr kommen, um dauerhaft bestehen zu können. Gerade, weil es schon genug nicht erfolgreiche Versuche in der Vergangenheit gab, Online-Messen und Online Konferenzen zu etablieren.  

Glaubst du, dass virtuelle Veranstaltungen auch nach dem Ende der Krise ihren Platz haben?

Virtuelle Angebote sind für mich Ergänzungen. Mehr nicht. Sie ersetzen Offline Angebote nicht. Zumindest nicht, wenn es um Fokussierung, Schulung und Erleben geht. Online-Angebote sind im Grunde eher Lead-Maschinen. Dazu wurden sie auch schon vor Corona genutzt. Das wird sich erst ändern, wenn für den Onlinebereich echte und praktikable Alternativen gefunden werden. Einfach nur eine Videosoftware zu nutzen reicht da nicht. Da sind die Plattformen mit Schulungsangeboten nur einen Klick entfernt.

Was rätst du unserer Branche in der aktuellen Situation?

Erst einmal muss man wirtschaftlich überleben. Wenn man diese Situation in den Griff bekommen hat (siehe Not- und Förderkredite im Corona Umfeld), muss jeder für sich und für seine Zielgruppe eine Prognose entwickeln, was in den kommenden 12 Monaten geschehen könnte und seine Angebote diese Entwicklung anpassen. Einfach so weitermachen ist aus meiner Sicht falsch. Die Aufmerksamkeit für neue Angebote wird für die neue Marktverteilung sorgen. Denn eines muss auch klar sein: Mit jeder Pleite wird ein Markt-Claim frei, um den dann wieder gekämpft wird. Das ist Marktwirtschaft. Ideen, emphatische Charaktere und Kapitaldecke werden über die Zukunft entscheiden. Da muss sich jeder für seinen Bereich vorbereiten. Jeder, der jetzt ohne Visionen auf die Rückkehr der alten Zeiten hofft, hat im Grunde schon verloren.

Google: Philipp Klöckner

Philipp Klöckner

Angel Investor und Online-Marketing-Consultant

Während es Offline-Events und Geschäftsmodelle gerade schwer haben, brummt im Internet das Geschäft. Anbieter von Kollaborationssoftware wie Zoom oder Slack profitieren besonders, aber auch die großen Plattformen wie Amazon und Google erhalten aktuell mehr Traffic als üblich.

Philipp Klöckner ist Angel Investor und Online-Marketing-Consultant. Nach seiner Zeit bei Deutschlands führendem Preisvergleich Idealo.de hat er zahlreiche Firmen beraten und unterstützt. Im Nebenerwerb bewertet er Googles Algorithmus.

Während andere Branchen leiden, steigt der Traffic bei Google in diesen Zeiten. Wie ist dein Blick auf Google derzeit?

Selbst wenn Google durch das erhöhte Informationsbedürfnis oder die gesteigerte Tagesfreizeit der Menschen derzeit mehr Traffic generieren kann, sinken Werbepreise weltweit, weil viele Unternehmen undifferenziert Budgets cutten oder Konversionstrecken einbrechen und kein kompetitives Bidding mehr erlauben. Die CPM/TKPs für Publisher aber auch Google und Facebook sinken um bis zu 40% und kurzfristig müssen werbefinanzierte Geschäftsmodelle einen Haircut hinnehmen. Aber wie die Finanzkrise 2008 gezeigt hat, sind die unverzichtbaren GAFA Plattformen auch die ersten Unternehmen, die sich wieder von der Krise erholen und direkt vom „Rebound“ profitieren. Wir werden hier 2-3 schwache Quartale sehen, aber ansonsten bleiben die Geschäftsmodelle der Plattformen vollkommen unberührt, langfristig könnte durch gesteigertes Kosten- und Performance-Bewusstsein sogar mehr Umsatz bei Google landen.

Wird die EU-Kommission die Verfahren gegen Google und andere Plattformen weiterhin wie bislang vorantreiben?

Insbesondere da bisherige Urteile und „Rekordstrafen“ eher Spesenkosten für Google darstellen und keine tatsächlich abschreckende Wirkung entfalten, wird die Europäische Kommission mit unverminderter Härte gegen Googles Marktmachtmissbrauch vorgehen. Ich halte noch schärfere Strafen sogar für wahrscheinlich. Einerseits wird der EUG Googles Berufung gegen die letzte Rekordstrafe sehr wahrscheinlich ablehnen, der irische Richter Colm Mac Eochaidh hat sogar erwogen die Strafe zu erhöhen.

Welche Tipps oder Empfehlungen kannst du aktuell mitgeben?

Sofern die Umsätze und Reserven es zulassen, rate ich Beteiligungen und befreundeten Gründern und Unternehmen variable Kosten, insbesondere wo ihnen derzeit kein Ertrag gegenübersteht, so drastisch wie möglich zu reduzieren. Es gilt Verluste und „Burn Rate“ zu reduzieren. Dazu gehört auch – wo angebracht – von Kurzarbeit und staatlichen Hilfen Gebrauch zu machen. Wer es sich leisten kann, sollte aber wenn möglich mit einem Kernteam weiterhin in Produkt und Suchmaschinenoptimierung investieren. In Phasen wie diesen lassen sich gut komparative Vorteile erringen und natürlich gilt es sich bestmöglich auf den folgenden Aufschwung vorzubereiten. Eine Maßnahme die leider nur den allerwenigsten Unternehmen zur Verfügung steht. Ich halte aber auch jedermann dazu an sich in solchen Zeiten so solidarisch wie möglich zu verhalten. Rechnungen pünktlich zahlen, langfristige Aufträge vergeben, Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit bewahren sind hanseatische Tugenden, die zusätzliche Verwerfungen in solchen Krisen minimieren können. Es wird ein Leben nach Corona geben, aber unser Charakter als Mensch, Arbeitgeber und Geschäftspartner zeigt sich gerade jetzt.

Publisher: Sebastian Fiebiger, Naanoo

Sebastian Fiebiger

Journalist und Unternehmer bei Naanoo

Publisher erreichen mit Corona-bezogenen Inhalten in der aktuellen Situation Rekordzugriffszahlen. Weite Teile der Bevölkerung sitzen zuhause, haben das Ende von Netflix bereits erreicht und wollen sich informieren.

Sebastian Fiebiger ist Journalist und Unternehmer. Er betreibt, unter anderem, das Nachrichtenportal Naanoo und hat einen tiefen Einblick in die Marktmechanismen der Publisherbranche im Internet. 

Das Informationsbedürfnis rund um die Krise ist derzeit riesig und viele Webseiten haben Rekordzugriffszahlen. Wie ist deine Einschätzung der Branche?

Zur Gesamtentwicklung der Branche kann ich wenig sagen. Dazu fehlt mir der Überblick. Bei uns war es so, dass zu Beginn der Corona-Krise die Zugriffe auf sämtliche nicht-Corona-Artikel um 25-30 Prozent eingebrochen sind. Das hat sich inzwischen aber normalisiert.

Wir haben jetzt auch Rekordzugriffe. Die Zugriffe auf “normale” Inhalte sind leicht erhöht. Die Corona-Inhalte liefern im “Gesamtkonzert” ein schönes Plus. Die Intraday-Kurven ähneln in ihrem Verlauf inzwischen den Wochenenden, was ich auf die Verlagerung in der Arbeitswelt in das Home Office zurückführe.  

Zugriffe sind das eine, verkaufte Werbung das andere. Gibt es schon Hinweise darauf, ob sich die vielen Aufrufe auch verkaufen lassen?

Von quasi all unseren Vermarktungspartnern wurden wir darauf hingewiesen, dass die Auslastung in den nächsten Wochen – aufgrund der Corona-Krise – zurückgehen wird. Wir sehen davon aktuell noch nichts. 

Das Jahr ist bei unseren Vermarktern aber ohnehin schwach gestartet. Als Grund dafür wurden verspätet einsetzende Auswirkungen der DSGVO und Anlaufschwierigkeiten in der Umsetzung des damit zusammenhängenden Consent-Managements genannt.

Hast du in der aktuellen Situation Empfehlungen oder Tipps?

Ich beobachte, dass viele Publisher versuchen, direkt die Corona-Krise zu adressieren, in dem sie große Mengen an Corona-Inhalten produzieren. Das wird für die großen Player, die Inhalte innerhalb weniger Tage refinanzieren können, funktionieren. Wer sonst aber mit eher geringer Reichweite auf Evergreen-Content und lange Refinanzierungszeiträume setzt, sollte davon lieber die Finger lassen. 

Egal, wie lange die Krisensituation anhält – das Informationsinteresse wird abnehmen. Irgendwann sind die Menschen einfach damit fertig, sich nacheinander jedes COVID-19-Symptom einzubilden und zu googlen. Wir haben als mahnendes Beispiel Unmengen an Content zu Fukushima und zur Schweinegrippe in unserem CMS, der heute komplett wertlos ist.

Ich finde es schlauer, darüber nachzudenken, wie sich die Welt nach Corona verändern wird. Was wird bleiben, was wird schwinden, was wird neu entstehen und wachsen? Die Krise scheint einige Dinge in Schwung zu bringen, die – speziell in Deutschland – lange verschleppt wurden. (Remote Work, Telemedizin, SaaS, Online-Bildung). Das kann auch für Publisher eine Chance sein.

Agenturen: Johan v. Hülsen, Wingmen

Johan v. Hülsen

Gründer von Online Marketing Beratung Wingmen

Rund um das Thema SEO und Onlinemarketing hat sich eine große und vielfältige Szene von Dienstleistern, Agenturen und Freelancer etabliert. Die Flexibilität im Wachstum, die diese Strukturen in guten Zeiten ermöglichen, schlagen in schlechten Zeiten aber auch zurück.

Johan v. Hülsen hat, gemeinsam mit Florian Stelzner, die Online Marketing Beratung Wingmen gegründet. Sie unterstützen zahlreiche große Kunden langfristig. Auch halten die Wingmen unsere Toolbox Seminare in Hamburg schon seit vielen Jahren ab.

Corona hat die Wirtschaft fest im Griff. Wie ist die Situation bei SEO-Agenturen, Dienstleistern und Beratern?

Wir sehen sehr unterschiedliche Situationen. Uns hat es noch nur in kleinerem Umfang getroffen, da unsere Kunden verstanden haben, dass eine SEO-Pause jetzt nur noch mehr Ärger als Nutzen erzeugen würde. Schlimmstenfalls erzeugt eine Pause den Abfall der mühsam erarbeiteten Erfolge, wenigstens aber eine weitere Verzögerung von 3-6 Monaten wenn man erst nach der Krise weitermachen möchte. SEO hat eben keine On-Off Option und braucht Zeit. Einige Agenturen mit vielen Kunden aus dem Reisebereich spüren das aber sehr deutlich. Von 100 auf 0 in 24h kann man im Beratungsgeschäft kaum verkraften. Was wir von Freelancern mitbekommen ist teilweise nochmal deutlich schlimmer. Schlimm insbesondere bei denen, die ihre Unabhängigkeit gerade erst aufbauen.

Mittelfristig sollte das Internet als Kanal von den Verhaltensänderungen profitieren. Wie ist dazu eure Einschätzung?

Wir können als Gesellschaft in der Folge auch positive Impulse aus der Lage ziehen. Gerade werden viele Dinge möglich, die außerhalb unserer Onliner-Bubble oft noch unmöglich waren. Von Home Office über flexiblere Arbeitszeiten bis hin zu mehr Eigenverantwortung. Manchmal neigt man ja dazu das eigene Arbeitsumfeld als Norm für alle anderen anzusehen. Dass wir die Minderheit sind, das muss man sich immer mal wieder vor Augen führen. Wenn wir also mitnehmen, dass eine gute Videokonferenz manches Meeting ersetzen kann und in manchen Szenen des Business-Theaters lockerer werden, dann ist das schon ein wesentlicher Einfluss. Ob das Internet an sich davon profitiert, werden wir sehen. Ich glaube, wir lernen gerade noch einmal neu, was das Internet kann — und was nicht. Zu den Gewinnern der Krise gehören Medien mit neutraler, journalistischer Berichterstattung. Immerhin mindert das gerade den täglichen Spam enorm. Mal von den Aluhutträgern abgesehen.

Es bleibt zu hoffen, dass die Sehnsucht nach Qualität und Seriösität im Nachrichtengeschäft auch nach der Krise erhalten bleibt.

Habt ihr Empfehlungen für den Umgang mit der Krise?

Ich denke man fährt sehr gut mit „Go big or go home.“. Wettbewerbssituationen ändern sich gerade massiv. Ich habe jetzt die Möglichkeit Grundlagen dafür zu legen aus der Krise besser herauszukommen als meine Wettbewerber. Wenn ich aber nicht in der Lage bin jetzt freie Ressourcen in SEO zu investieren, dann kann ich auch alles auf Pause setzen. Es gibt aber gerade neue Möglichkeiten. Mitarbeiter, die sonst komplett im Kundendienst gebunden waren haben gerade mehr Zeit sich den SEO-Fragen zu widmen, wenn man ihnen die Prozesse und Probleme erklären kann. Wie so oft gilt es nicht zu verzagen, seinen Standort und sein Ziel zu bestimmen, die Möglichkeiten zu bewerten, den Weg festzulegen und loszulegen. Dabei gewinnt aktuell nicht der mit den meisten Ressourcen, sondern möglicherweise derjenige der es schafft jetzt Ressourcen kreativ zu nutzen, für die bisher kein Potenzial war und damit in Umsetzung zu bringen, was in einigen Monaten Vorsprung vor dem Wettbewerb gibt.

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