Liebe deine Webseite: Plädoyer für mehr Unabhängigkeit

Die großen Internet-Konzerne Google, Amazon, Facebook und Apple sind die Herrscher über das (westliche) Internet. Wir sind nur noch Zuschauer. Wieso deine eigene Webseite gerade deswegen mehr Aufmerksamkeit erhalten sollte, zeigt dieser Beitrag.

Peter Thiel, Silicon Valley-Unternehmer deutscher Herkunft, Gründer von PayPal und Palantir sowie früher Facebook-Investor hat in seinem Buch “Zero to One” eine zentrale Aussage gemacht:

Monopoly is the condition of every successful business.

Zero to One, Peter Thiel 

Aus Unternehmenssicht haben Monopole einen gravierenden Vorteil: fehlender Wettbewerb führt zu dauerhaft hohen Gewinnen. Für die GAFA-Konzerne ist dabei zentral: die Kundenbeziehung muss bei ihnen liegen. Nur so kann der Zugang zu diesen Kunden dauerhaft und immer wieder erneut verkauft werden.

Um die Kundenbeziehung zu behalten, müssen sie Herrscher über das Spielfeld sein: Nutzer bewegen sich dabei im Firmen-Universum ohne es zu verlassen. Gerade bei Apple, aber auch bei Amazon ist das deutlich zu erkennen. Bei Käufen von Marketplace-Händlern oder dem Download von Iphone-Apps über den Apple-Store gibt es keinen Kontakt zu den Anbietern direkt, sondern lediglich zu Amazon und Apple.

Der Facebook-Konzern hat aus seinem sterbenden sozialen Netzwerk Facebook gelernt und bei Instagram auf Möglichkeiten, der Plattform zu entfliehen, fast vollständig verzichtet. Nur Google hat es naturgemäß schwer: als Suchmaschine ist die Empfehlung passender Webseiten nun mal inhärent im Geschäftsmodell enthalten. Aber auch hier gibt es Mittel und Wege: ein eigener Browser oder HTML-”Erweiterungen” wie AMP sind Werkzeuge, um das eigentlich offene Internet ein Stück weit zu Googles eigenem Spielfeld zu wandeln.

Auf absehbare Zeit wird sich an diesem Status Quo nichts ändern: den vier großen GAFA-Konzernen gehört faktisch das (westliche) Internet. Regulierungsbemühungen der EU-Kommission kommen viele Jahre zu spät und es werden noch Jahre vergehen, bis (wenn überhaupt!) Auswirkungen spürbar werden. Eine mögliche Besteuerung auf EU-Ebene ist Zukunftsmusik und der Kampf von Interessenvertretungen wie der VG Wort auf Basis der neuen Urheberrechtsreform ist zwar unterhaltsam, wird aber keinen Erfolg haben. Als Unternehmer gilt daher: machen wir das Beste aus den gegebenen Umständen.

Wie geht man damit nun um? Meine Empfehlung: schlage die GAFA-Konzerne mit ihren eigenen Waffen. Übernimm die direkte Beziehungen zu deinen Kunden, Interessenten und Webseitenbesuchern und führe sie über nicht monopolisierbare Wege fort. Davon gibt es noch zwei Relevante: deine Webseite und die direkte E-Mail-Kommunikation.

Liebe deine Webseite

Deine Webseite muss im Zentrum aller deiner Online-Aktivitäten stehen. Nur über sie hast du dauerhaft die uneingeschränkte Kontrolle. Bildlich gesprochen, ist deine Webseite dein Haus auf deinem eigenen Grundstück während du bei Aktivitäten auf den großen Plattformen nur auf zeitlich gemietetem Grund baust, bei dem sich die Bedingungen jederzeit und kurzfristig ändern können.

Natürlich ist eine eigene, erfolgreiche Webseite nicht trivial zu erstellen und betreiben. Die Erwartungen sind auf vielen Ebenen hoch und wachsen weiter: rasante Ladezeiten, Unterstützung aller Devices, ansprechendes Design, das sich trotzdem abhebt, einfache Nutzbarkeit, perfekte Inhalte sowohl als Text, Bild und auch Video und vieles mehr. Die Messlatte der Besucher orientiert sich an den sehr guten Produkten der GAFA-Unternehmen. Hier mithalten zu können, ist nicht einfach aber machbar – und ehrlicherweise auch ohne Alternative.

Um diese Herausforderung erfolgreich zu meistern, darf deine Webseite nicht einfach nur ein weiteres Projekt sein. Dir darf es nicht egal sein, wenn Erstbesucher erst das Datenschutz-Popup, dann die Browser-Notification-Erinnerung und zum Schluss eine Newsletter-Einladung wegklicken müssen, bevor sie auch nur 3 Zeilen Inhalt sehen. Eine verwirrende Navigation muss bei dir körperliches Unbehagen hervorrufen, so dass du sie schnellstmöglich gegen eine nutzerzentrierte Variante austauschst. Deine Webseite ist der Kanal, der mit Abstand die meiste Aufmerksamkeit benötigt und auch erhalten muss.

Dein Umgang mit den GAFA-Plattformen muss spiegelbildlich zu ihrem Umgang mit dir erfolgen: nutze ihren Stärken und Besucherströme, wo es für dich und dein Geschäft Sinn ergibt. Verlasse dich jedoch nicht auf sie und sei darauf vorbereitet, dass die Spielregeln morgen vollständig anders aussehen können. Investiere keinen vermeidbaren Aufwand in ihre Plattformen, sondern nutze die Zeit für deine eigene Webseite.

Fazit

Es ist nicht schönzureden: die GAFA-Konzerne beherrschen das Internet. Diese Situation wird sich auch kurzfristig nicht ändern. Gehe pragmatisch damit um und nutze die Plattformen, wo sie Besucher auf deine zentrale Anlaufstelle senden: deine eigene Webseite. Investiere viel Zeit, Energie und Liebe in deine eigene Webseite. Sie ist deine Anlage, die diese Plattformen hoffentlich überdauern wird.

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