Linkliebe

Für Menschen, die sich neu mit SEO beschäftigten, ist das Thema Linkaufbau immer etwas schwer greifbar. Aber auch SEOs, die schon etwas länger dabei sind wirken hier manchmal etwas hilflos und sind dankbar für jeden Tipp wie man an die begehrten Links kommt. Oft verhelfen einem die Tipps dann allerdings zu weniger begehrliche Links, welche nicht die gewünschte Wirkung zeigen.

Mich erinnert die Situation oft an die klassischen Probleme, die man auch bei der Verführung des anderen Geschlechts kennt, neudeutsch auch Dating oder PickUp genannt. Und in der Tat kann man wunderbare Analogien bilden, welche dann das Thema Linkaufbau mit all seinen Problemen und Herausforderungen vielleicht etwas verständlicher machen.

Wie schon in dem Beitrag „Infografik Link-Distribution“ (zugegeben sehr trocken) erläutert, lassen sich die verschiedenen Arten des Linkaufbaus insbesondere durch die Form der Beziehungen zwischen der verlinkenden Website (Linkgeber) und der verlinkten Website (Linkempfänger) unterscheiden. Ebenfalls spielen Qualität und Anreize eine Rolle.

Übertragen wir das einmal auf die Situation, dass ein Mann einen Kuss von einer Frau ergattern will, um seinen Ruf als toller Hecht zu steigern. Der Kuss steht hier als Analogie für einen Link. Welche Möglichkeiten hat er und welche Strategien kann er anwenden?

Echte Linkliebe
Wer herausragende Qualitäten vorweisen kann, hat es leicht an einen Kuss zu kommen und muss eigentlich nichts dafür tun. Es reicht einfach mit all seinen Qualitäten da zu sein. Ein „toller Content“ wie Daniel Craig, Johnny Depp, Brad Pitt oder George Clooney muss wahrscheinlich nur ein bisschen auf der Straße herumstehen, um einen Kuss zu erhalten. Aber auch ein Albert Einstein wirkt sicherlich auf die eine oder andere Frau anziehend. Übertragen wir das auf unsere Links, sind das genau die Links, die Google sehen möchte. Linkgeber und Linkempfänger stehen in keiner Beziehung zueinander. Sie kommen einfach nur zusammen, weil der „Content“ so herausragend ist, die Links echte Empfehlungen sind, echte Linkliebe von einer Fremden. Wer von Natur aus nicht so reichlich mit Schönheit oder Hirn beschenkt wurde, der kann sich zumindest bemühen seine Qualitäten erarbeiten. Manchmal reicht es auch schon einfach etwas ausgefallen zu sein, oder zu provozieren, um attraktiv zu werden. Damit kann man seine Chancen auf Küsse und echte Linkliebe schon enorm verbessern. Einen Nachteil hat die echte Linkliebe allerdings. Ich kann mit nicht den Linktext aussuchen. Dass man einen tollen Link mit dem gewünschten Linktext ganz ohne eigene Bemühungen erhält, passiert dann leider doch sehr selten. Perfekte Liebe kann so schwer sein.

Der Links-Casanova
Wenn es nicht sofort funkt, muss man auch mit kleinen Tricks, Beharrlichkeit und netten Gesten nachhelfen und auf sich aufmerksam machen. Eine Einladung zum Abendessen und Wünsche von den Augen ablesen können durchaus mit einem Kuss enden. Man baut erst einmal eine erste zarte Beziehung auf, vielleicht ein paar schwache Verbindlichkeiten, und überzeugt dann auf den zweiten Blick. Übertragen auf die Welt der Links kann man hier auch z.B. bei einem Bier auf einer Konferenz, einem Online-Stammtisch oder ähnlichen Gelegenheiten Beziehung zu potentiellen Linkgebern aufbauen. Wenn sie noch nicht richtig anbeißen, hilft es ihnen z.B. eine Gastartikel anbieten, der einen kleinen Link enthält. Sicherlich fallen einem auch noch andere Methoden ein, die verlinkende Website zu einem Links zu verführen. Solche Links gehen bei Google sicherlich noch gut durch, weil sie so gut wie echt sind und nicht einem festen Schema folgen. Man muss aber etwas einfallsreich sein. Lieblose Standardsprüche ohne echte und einfallsreiche Bemühungen verführen weder eine Frau noch eine linkgebende Website. Also Finger weg von automatisierten Linkanfragen, wenn man ein echter Links-Casanova sein möchte.

Link-Bekanntschaften
Manchmal ist es vielleicht keine schlechte Idee einfach mal seine Freunde zu fragen, ob sie nicht eine Schwester haben oder eine Frau kennen, die man zu einem Date einladen kann. Gemeinsame Bekannte verbinden und sind nicht die schlechteste Grundlage für mehr. In Linkaufbau kann so beispielsweise seine Geschäftspartner, Lieferanten, Bekannten usw. fragen, ob sie nicht die Möglichkeit für eine Verlinkung sehen. Auch aus Sicht von Google kann das durchaus themenrelevant sein. Man muss sich nur eben auch etwas um diese Links bemühen und den Vermittler für ein erfolgreich vermitteltes Date auch mal mit einem kleinen Incentive belohnen.

Link-Schlampen
Wenn man ganz hilflos ist, die Herausforderung scheut, geht man dorthin, wo es am einfachsten ist. Gibt es da nicht dieses Mädchen mit verkorkster Kindheit, das jeden küsst? Oder die betrunkene Dame an der Bar, die zwar schon etwas alt ist, aber sich über jede Aufmerksamkeit freut, die ihr zuteil wird? Vielleicht ist es sehr einfach hier einen Kuss abzustauben. Aber wird man damit vor seinen Freunden zum tollen Hecht? Ähnlich ist es im Linkaufbau. Manche Websites wie Artikelverzeichnisse, Foren- und Gästebucheinträge, Plattformen für Pressemitteilungen usw. verlinken ungeprüft jeden. Man muss sich nur eintragen und seinen Links setzen. Qualität spielt keine Rolle. Diese Links mögen kurzfristig wirken, auf Dauer merken aber sowohl die Freunde als auch Google den Bluff. Küsse und Links von zweifelhaftem Ruf haben nur eine kurze Lebensdauer und können danach sogar die Reputation gefährden.

Die Link-Schwestern
In der Familie gibt man sich gerne mal einen Kuss. Das ist auch ein Ausdruck von echter Liebe. Aber eben doch etwas anderes als ein Kuss von einer Fremden. Entsprechend verlinken viele Schwesterunternehmen gerne untereinander. Aber auch diese Links sehen etwas anders aus. Oft sind sie im Footer zu finden und man sieht das Verwandtschaftsverhältnis meist auf einen Blick. Grundsätzlich ist an solche Links in Maßen nichts auszusetzen. Aber auch Google erkennt die Verwandtschaftsverhältnisse und weiß die Linkzuneigung entsprechend zu werten. Daher sollten solche Links eher flankierend eingesetzt werden.

Der Link-Puff
Man kann Links natürlich auch einfach kaufen oder mieten. Einfacher geht es nicht und es ist eine gängige und weit verbreitete Methode. Echte Liebe kann man aber nicht kaufen und die meisten gekauften Links wirken entsprechend lieblos. Google wird immer besser darin das zu erkennen und versucht investigativ solche Etablisments aufzudecken. Zugegeben, es ist erschreckend welche Links Google anscheinend noch wertet, obwohl sie offensichtlich bezahlt sind. Im großen Stil wird es aber immer schwieriger damit auf Dauer durchzukommen. Wer nachts ruhig und kuschelig mit einem guten Gewissen schlafen möchte, wählt einen anderen Weg.

Link-Harem
Ein Sultan mit seinem eigenen Harem geht wahrscheinlich selten ungeküsst zu Bett. Ganz schön praktisch so ein Harem. Daher kommen einige Leute auch auf die naheliegende Idee eigene Linknetzwerke aufzubauen. Auch hier ist die Gefahr aber groß, dass Google die Netzwerke leicht erkennt und dann entwertet. Wer macht sich schon die Mühe die Domains bei verschiedenen Providern mir unterschiedlichen IPs zu hosten, mit Content zu bestücken usw. Genau betrachtet ist ein eigener Link-Harem dann doch ganz schön aufwendig und anstrengend.

Selbstliebende-Links
Eine gewisse Selbstliebe ist nicht schädlich, ganz im Gegenteil. Auch interne Links vererben Linkliebe. Diese Möglichkeit wird oft viel zu stark vernachlässigt. Mir ist kein Fall bekannt, bei dem Google interne Links wegen übermäßigem Keywordgebrauch entwertet hat. Man sollte nur darauf achtgeben, dass es irgendwie noch natürlich wirkt. Schließlich baut man die Website nicht nur für Google sondern auch für Menschen. Es gibt aber sehr viele Möglichkeiten intern mit dem gewünschten Keyword stark und häufig zu verlinken ohne dass es die Nutzer als störend empfinden. Das beste Beispiel ist Wikipedia. Für Longtail-Keywords reichen solche Links oft schon aus. Sehr starke Websites kommen auf diese Weise sogar für hart umkämpfte Keywords in die Top 10. Eine durchschnittliche Website wird für wettbewerbsintensive Keywords sicherlich zusätzlich noch etwas externe Linkliebe mit dem passenden Anchortexten benötigen. Aber interne Links sind schon einmal eine sehr gute Grundlage. Also, habt Euch selbst auch lieb!

Fallen Euch noch weitere (jugendfreie) Analogien zum Thema Linkliebe ein?

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