Auf Konferenzen und Branchentreffen werde ich recht häufig gefragt, wie das eigentlich so abläuft in einer SEO-Agentur. Ich gucke dann wohl meistens recht verdutzt und wenn ich meinem Gegenüber eröffne, dass SISTRIX keine SEO-Agentur ist, wandert der Gesichtsausdruck von mir auf ihn (ja, die Branche ist überraschenderweise tatsächlich überwiegend männlich besetzt). Da anscheinend nicht allgemein bekannt ist, was wir eigentlich machen und wieso ich mich dagegen entschieden habe, eine SEO-Agentur aufzubauen, möchte ich ein paar Sätze dazu schreiben.
SEO unterscheidet sich von den restlichen Onlinemarketing-Disziplinen, mit denen es gerne in einen Topf geworfen wird in meinen Augen doch deutlich. Zum einen ist SEO strategisch geprägt: um erfolgreich zu sein, muss man häufig tief in bestehende Strukturen und Prozesse eingreifen. Zum anderen ist der Hebel im Vergleich zu anderen Maßnahmen in der Regel deutlich größer: mit vergleichsweise wenig Aufwand und Kosten können signifikante Besucher- und Einnahmeströme erzeugt werden. Die beiden Punkte, kombiniert mit der Tatsache, dass solide SEO-Arbeit (sehr) langfristig angelegt sein muss und es auch einige Zeit dauern kann, bis Erfolge zu sehen sind, machen die Zusammenarbeit mit Kunden in vielen Fällen etwas schwierig. Kunden wollen sofort Ergebnisse und auch das Thema der für beide Seiten fairen Abrechnung ist nicht so ganz einfach, wie Andre bereits ausgeführt hat.
Zum Glück gibt es im SEO-Bereich eine Alternative zur Arbeit für Kunden: eigene Projekte. Das vorhandene Know-How nutzen wir, um selber entwickelte Projekte weiterzubringen. Die Monetarisierung erfolgt dann über verschiedene Kanäle wie direkt Partnerschaften, Affiliate-Programme oder Adsense. Das hat den großen Vorteil, dass einmal erfolgreich aufgebaute Strukturen in der Regel noch Jahre später regelmäßig Gewinn abwerfen, obwohl der Betreuungsaufwand häufig sehr gering ist. Auch sehe ich als Vorteil, dass wir so einen deutlich größeren Anteil der Arbeitszeit in wirkliche Arbeit investieren können und uns nicht damit beschäftigen müssen, wann wir wo Messestände zur Kundenakquise aufbauen sollen. Rückblickend betrachtet denke ich, dass die Entscheidung richtig war – gerade vor dem Hintergrund der zahlreichen neuen „SEO-Agenturen“, die derzeit auf den Markt drängen und deren Stärke eher im Vertrieb als in der Sache liegt. Es gibt zwar noch einige Kunden, die wir betreuen, dies allerdings eher, weil es beiden Seiten viel Spaß macht und nicht hauptsächlich, um möglichst viel Geld zu verdienen.