Vor über zehn Jahren hat Google die Verlinkung zum zentralen Rankingkriterium gemacht hat – seitdem hat sich viel getan: der PageRank hat an Relevanz im Signalmix verloren, andere Faktoren wie „Vertrauen“ oder „Link-Diversität“ haben vermutlich gewonnen. Allerdings sind das alles Maßnahmen, die eher als Finetuning zu bezeichnen sind – grundlegende Veränderungen gab es in dieser Zeit nicht. Dabei würde dem Suchmarkt etwas frischer Wind bestimmt gut tun und die Marktanteile wieder etwas zugunsten eines fairen Wettbewerbs verschieben. Derzeit sehe ich drei mögliche Richtungen, in welche die Entwicklung gehen könnte:
Verlinkungen bleiben Haupt-Rankingkriterium – alles bleibt, wie gehabt. Der Linkgraph bleibt weiterhin das primäre Signal, Veränderungen gibt es lediglich in der Gewichtung und Teilaspekten. Dafür spricht, dass Google in den letzten Jahren seinen deutlichen qualitativen Vorsprung vor der Konkurrenz gehalten und teilweise sogar noch ausbauen konnte. Ein Ende der Entwicklung scheint also nicht in Sicht und auch zahlreiche neue Patente aus Mountain View deuten in diese Richtung.
Der Semantik gelingt der Durchbruch – seit Jahren wird der große Durchbruch regelmäßig angekündigt, so richtig tut sich allerdings nicht. Wolfram|Alpha hat kein neues Zeitalter eingeleitet, Powerset ist in Bing auf- und offenbar untergegangen. Sollte es in dem Bereich allerdings eine Wende geben, so könnte ich mir schon vorstellen, dass eine semantische Analyse von Webseiten qualitativ hochwertige Ranking-Signale hervorbringt und die derzeitige Rolle der Links (zumindest teilweise) ablöst.
Socialgraph als Gegenentwurf – als Facebook vor einigen Wochen den Link-Button in die freie Wildbahn entlassen hat, so hat das zwar in anderen Branchen für Aufsehen gesorgt, das Wissen um möglichen Auswirkungen auf die Suchmaschinenbranche scheint allerdings nicht so richtig in Deutschland angekommen. Im Prinzip geht es – wie bei Links – auch hier um Empfehlungen: Person A empfiehlt URL B. Zusätzlich hat der Socialgraph noch einige Vorteile: so scheint es durch niedrigere „Teilnahme-Hürden“ mehr Daten zu geben (ein Blogposting hier erhält bestimmt 50 Likes, aber nur 2 bis 3 Links) und die Empfehlungen können in Abhängigkeit zur Beziehung mit der fragenden Person gewichtet werden.
Persönlich glaube ich, dass wir noch einige Zeit mit dem Linkgraphen als primäres Ranking-Kriterium leben werden. Die Qualität der Ergebnisse hat sich über die letzten Jahre gesteigert und ist weiter in Entwicklung. Spannend finde ich den Socialgraph, allerdings wird noch etwas Zeit vergehen, bis wir dort erste Anwendungen und Ergebnisse sehen.