IndexWatch Q1 2025 – Sichtbarkeits-Gewinner & -Verlierer

1. Google ist in Deutschland mit mehr als 86 Prozent Marktanteil der relevanteste Player unter den Suchmaschinen.
2. SISTRIX gibt uns mit dem Sichtbarkeitsindex (SI) einen nützlichen Indikator, um von außen eine Einschätzung zu bekommen, wie erfolgreich Websites in der Google-Suche sind.

Mal verändert Google das Spielfeld, mal verändern Website-Verantwortliche ihre Domain, mal verändern Menschen ihre Suchgewohnheiten. Oft passieren alle drei Dinge parallel. In Summe sind die Suchergebnisse permanent in Bewegung.

Das erste Quartal des Jahres liegt hinter uns. Ein guter Zeitpunkt, um zu reflektieren: Was tut sich in der Suche, wer hat gewonnen und wer hat verloren?

Site Reputation Abuse, Google Update und AI-Overviews

Google arbeitet permanent an seinem Suchprodukt und in der Regel wissen wir nicht genau, welche Stellschrauben angezogen oder gelockert werden. Über drei Veränderungen hat uns der Suchriese im QI allerdings – mehr oder weniger ausführlich – informiert. Johannes hat uns in diesen drei Artikeln zusammengefasst, was das bedeutet:

• Google setzt Strafen wegen Site Reputation Abuse nun auch in Deutschland um (Ende Januar 2025)
• Google Core Update März 2025 (fertig ausgerollt am 27.03.2025)
• Google rollt AI-Overviews in Europa aus (25.03.2025)

Für Auswirkungen auf das erste Quartal kamen das Core Update und die AIOs etwas spät. Die Manual Actions für Site Reputation Abuse hatten dagegen länger Zeit, Einfluss auf die Suchergebnisse zu nehmen. Schauen wir also, wer sich unter diesen Bedingungen wie gut geschlagen hat.

Sichtbarkeitsgewinner QI 2025

Absolute Gewinner

Auf der Gewinnerseite der absoluten Movers und Shakers waren rein von der Anzahl der ersten Hundert vor allem Publisher, Shops und alles, was wir grob unter Wikis, Datenbanken und Branchenbüchern zusammenfassen. Dahinter kommen mit etwas Abstand, aber immer noch nennenswert, Wörterbücher, Webseiten aus der Tourismusbranche, Wetterseiten, Soziale Netzwerke und Seiten für Rezepte.

In den Top 10 ist die Gewichtung eine andere:

Wikipedia

Wie schon im Rückblick auf das ganze Jahr 2024 ist die Wikipedia mit Abstand der größte Gewinner im ersten Quartal. Um mehr als 466 SI-Punkte ging es aufwärts von 7.733 auf 8.200. Wikipedia ist die einzige Seite mit einem dreistelligen SI-Zuwachs. Dagegen sieht das zweitplatzierte YouTube geradezu schmächtig aus. Knapp 90 SI-Punkte ging es für die Videoplattform aufwärts von 1.068 auf 1.158. Das täuscht natürlich. In Deutschland gibt es aktuell nur vier Domains mit vierstelliger Sichtbarkeit und die genannten sind zwei davon: wikipedia.org, amazon.de, youtube.com und instagram.com.

Wieviel größer Wikipedia ist als die anderen Domains, sehen wir, wenn wir die Sichtbarkeitsverläufe einiger Top-Gewinner aufeinander legen. Sogar Spotify mit über 214 SI-Punkten geht hier fast unter:

Social und Streaming

Mit YouTube und Spotify haben zwei Streaming-Dienste zugelegt – auch wenn Video und Audio zwei sehr unterschiedliche Use Cases bedienen. Wir sehen soziale Netzwerke aus dem Hause Meta – Instagram und Facebook – prominent in den Top 10 vertreten. Instagram ist mittlerweile sichtbarer als das Facebook-Mutterschiff. Nicht vertreten ist dagegen: TikTok.

Reddit

Auch über Reddit haben wir uns im vergangenen Jahr schon mehrfach unterhalten. Ende des Jahres gab es einen Knick in der Sichtbarkeit und wir haben gemunkelt, wie lange das noch gut gehen kann mit den automatischen Übersetzungen.

Stellt sich raus: Reddit setzt seinen Höhenflug fort. Mehr als 30 Prozent Plus von 153 auf 200 Sichtbarkeitspunkte. Und wieder ist das Übersetzungssegment mit URLs inklusive „?tl=de“ der Treiber. Von 64 auf 93 ging es fast um 30 Sichtbarkeitspunkte aufwärts. Google meint es also weiterhin gut mit seinem Geschäftspartner.

Wörterbücher? Wirklich? DWDS und der Duden

Definitions-Content is tot, hamse jesacht. Know-Simple-Content is tot, hamse jesacht. Top-of-the-funnel-Content ist tot, hamse jesacht. Wörterbuch-Cont… Moment. Das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache sowie der Duden sind unter den Top 10 der absoluten Sichtbarkeitsgewinner im ersten Quartal 2025? Direct Answers und Zero Click Searches hin? KI-Chatbots und AI-Overviews her?

Tatsächlich. DWDS hat seine Sichtbarkeit um fast ein Viertel gesteigert – um 40 SI-Punkte hoch von 168 auf 208. Der Duden legte von 223 auf 255 um 32 Punkte zu.

Apropos obsolet. Eine der Top-URLs von DWDS ist https://www.dwds.de/wb/obsolet zum Keyword [obsolet bedeutung], zu dem auch der Duden prominent rankt. Google liefert die Antwort selbst mit der Wörterbuchintegration des Partners Oxford Languages, die sich zusätzlich noch ausklappen lässt.

Während mobil eine Bilder-Integration erst am Ende der Seite erscheint, bietet Google auf dem Desktop die Images innerhalb des Knowledge Panels prominent zum Seitenbeginn an.

Eine AI-Overview wird aktuell dazu nicht ausgespielt. Viele Clicks dürften bei diesem Design mit der Antwort direkt oben auf der SERP allerdings nicht übrigbleiben.

Wir sehen aber auch: Die Top-Rankings bieten Informationen und Features, die über die Beantwortung der schnellen Know/Know Simple Suchintention hinausgehen:

Auch der Duden liefert – neben dem Schwergewicht seiner Marke – zusätzliche Informationen zur Aussprache, Synonyme und ein Feature, um den Link als Quellenangabe zu nutzen.

Ein weiteres Top-Ergebnis von Bachelorprint geht darüber hinaus. Für wissenschaftliche Arbeiten kann man sich hier direkt die korrekte Zitierweise rauskopieren.

Die Anwendungsfälle mögen für eine spitze Zielgruppe gebaut sein, die digitalen Wörterbücher bieten genau dafür aber einen echten Mehrwert. Die Empfehlung hat also Bestand: Domains, die auf simple Definitionen setzen, dürften künftig keine Chance mehr haben. Wenn es aber gelingt, über die kurze Antwort für „Was ist“ hinauszugehen, dann können digitale Wörterbücher offenbar auch 2025 noch in der Suche bestehen.

Idealo

In den Top 10 der absoluten Gewinner steckt eine weitere Überraschung: Idealo. Der Vergleicher hatte schon seit Herbst letzten Jahres Oberwasser. Sowohl in der Suche, als auch vor Gericht.

Jüngst weitete Idealo seine Schadensersatzklage gegen Google aus, nachdem durch den Europäischen Gerichtshof bestätigt worden war, dass Google seine Marktmacht missbraucht hatte. Im Urteil wertete das Gericht Googles Behandlung seines eigenen Produktes „Google Shopping“ in den Suchergebnissen als unrechtmäßige Bevorzugung.

Um knapp 15 Prozent Sichtbarkeit konnte Idealo im ersten Quartal zulegen – gut 63 Sichtbarkeitspunkte ging es hoch von 423 auf 486. Das Vergleichsportal ist damit auf dem dritten Platz der absoluten Gewinner.

Doch während Idealo schon in Q4 des letzten Jahres seine Präsenz in der Suche ausdehnte, kam die Trendwende vor Gericht für die Schwesterfirmen Ladenzeile und preis.de zu spät (siehe auch IndexWatch Q2 2024). Sie mussten den Betrieb einstellen. Mit den Weiterleitungen beziehungsweise dem Vakuum, das die Schwesterseiten hinterlassen haben, ist der Aufstieg von Idealo allerdings nicht zu erklären.

Pins im Graphen:

• A: Dezember 2024 Spam Update
• B: Site Reputation Abuse DE
• C: März 2025 Core Update
• D: AI Overviews DE

Zeitlich passt der QI-Anstieg am ehesten zu Googles Ausrollen der Strafen wegen Site Reputation Abuse. Rabatte und Preisvergleiche sind zwar thematisch verwandt, haben aber inhaltlich eine andere Stoßrichtung. Wir werden weiter unten prüfen, ob wir Hinweise dazu in den Keywords von Idealo finden.

Haben Vergleicher generell profitiert? Zwar sind einige Vergleichsseiten unter den relativen Gewinnern, aber so gut wie Idealo schneidet keine ab. Einzig Check24 kam mit einem Zuwachs von 23 Sichtbarkeitspunkten von 224 auf 247 ebenfalls unter die Top 20 der absoluten Gewinner. 

Werfen wir also einen Blick auf die Rankingveränderungen zwischen dem 20. und dem 27.01.2025, wo Idealo in Q1 den deutlichsten Sprung in der Sichtbarkeit gemacht hat. 

An Googles Wahrnehmung der Marke hat es nicht gelegen. Lediglich bei vier Keywords hat sich hier etwas getan:

Neue oder verbesserte Rankings für „Rabatt“-Keywords gab es auch keine relevanten:

Unabhängig von der Marke oder Rabatten haben wir uns Exporte für zwei Filter gezogen, um Gewinne und Verluste miteinander zu vergleichen. Denn wenn man sich nur verbesserte und neue Keywords anschaut, übersieht man leicht, dass sich in den identischen Segmenten auch Verschlechterungen ergeben können (und umgekehrt).

• Verlierer: Top-5-Ranking am 20.01.2025, aber nur ein 6-100-Ranking in der Folgewoche
• Gewinner: Top-5-Ranking am 27.01.2025, 6-100-Ranking in der Vorwoche

Bei dieser Simplifizierung gehen Details verloren. Zum Beispiel Rankingveränderungen innerhalb der Top 5 oder Rankingverluste aus der Top 10 weiter nach unten. Für unsere Zwecke gibt uns dieses Sample aber einen ausreichenden Blick auf die Keywords und URLs, die sich generell verbessert bzw. verschlechtert haben.

Innerhalb dieses Datensatzes hat Idealo in der einen Woche mit insgesamt 12.814 Rankings (Keyword-URL-Kombinationen) geschätzte 138.564 Klicks dazugewonnen und ist 15.887 Positionen aufwärts geklettert – im Schnitt rund 11 Klicks und eine Position besser pro Ranking.

Die meisten URLs stammen aus dem Preisvergleich-Verzeichnis:

Schon hier lässt sich erahnen. Überall ist Bewegung drin, aber die Zuwächse an einer Stelle gleichen die Verluste an anderer Stelle mehr als aus.

Innerhalb des Preisvergleich-Folders machen diese drei Segmente das Gros der Rankings und geschätzten Klicks aus:

• Produktkategorien (PLPs = ProductCategory) wie Roborock
• Produktdetailseiten (PDPs = OffersOfproduct) wie Nintendo Switch
• Produktlisten (ebenfalls PLPs = Liste) wie Schrittzähler.
  Wie unterscheiden sich die zwei PLP-Templates?
  • Während die Kategorie „Ultraschallreiniger Brillen“ aktuell 40 Produkte listet,
  • führt das Listen-Template „Brillenreinigungsgerät Ultraschall: Ultraschallreiniger“ derzeit 217 Produkte. Die Seite ist analog zur Suche aufgebaut und weniger kuratiert.
    Ein Optimierungshebel könnte darin bestehen, die Produktlisten auf die Kategorien weiterzuleiten, damit sie sich nicht gegenseitig Konkurrenz machen – Stichwort Kannibalisierung.

Die Detailseiten von Shops haben innerhalb unseres Preisvergleich-Samples nur 2 Prozent der Rankings, sorgen aber für fast 7 Prozent der Klicks. Wir finden sie sowohl am oberen, als auch am unteren Ende der Rankingveränderungen. Da Idealo Domains wie Trustpilot oder Trustedshops mit seinem Shop-Segment keine Sichtbarkeit abnehmen konnte, lässt sich feststellen: Im Ecommerce sind Fake-Shops und Scams ein Problem, weshalb sich Menschen über die Seriosität und Vertrauenswürdigkeit von Online-Shops informieren möchten. Google honoriert Domains, die hier über Jahre den passenden Content aufgebaut haben – und Idealo gehört dazu.

Hier sehen wir auch, dass Idealo sowohl mit Detail-, als auch mit Kategorieseiten für Produkte rankt. Die Click-Treiber sind bekannte Marken mit entsprechender Suchnachfrage. Generische Produktsuchen wie [kühl gefrierkombination] oder [kaffeevollautomat] sind auch vertreten, wenn auch seltener.

Es gibt also nicht den einen Hebel oder den einen weggebrochenen Wettbewerber, der den Sichtbarkeitszuwachs von Idealo erklärt. Die Updates und Strafen Googles passen inhaltlich oder zeitlich nicht genau. Und nein, am Backlinkprofil hat sich im letzten halben Jahr auch nichts Relevantes verändert.

Vielmehr hat Google dem Vergleichsportal durch die Bank pro URL ein bisschen mehr Sichtbarkeit verliehen. Eine mögliche Erklärung dafür ist das SERP-Feature „Produktwebsites“ – oder im SISTRIX-Vokabular: „Zusätzliche, vertikale Quellen“.

Das Feature ist eine Konsequenz aus den Gerichtsurteilen zur Marktmacht Googles sowie des Digital Market Acts (DMA) der EU, wie Ihr von Johannes bereits wisst. Um sich nicht vorwerfen lassen zu müssen, dass Google seine eigenen Vergleichsprodukte bevorzugt, hat es dieses lieblos Feature erfunden, in dem es auf andere Vergleicher verweist.

In unseren zwei Ranking-Gewinner- und -Verlierer-Samples von Idealo sehen wir, dass das Feature jeweils bei über 70 Prozent der Suchanfragen ausgespielt wird. Bei den Gewinnen sogar in mehr als 3 von 4 Fällen.

Vor einem Jahr war Idealo bei den Produktwebsites noch nicht prominent vertreten. Das dürfte sich zu Idealos Gunsten geändert haben.

Tabelle der absoluten Gewinner

Relative (prozentuale) Gewinner

Die relativen Gewinner werden von Online-Shops dominiert. Erst mit etwas Abstand folgen Publisher, dann Wikis, Datenbanken und Branchenbücher, die sich wiederum etwas von Rezeptseiten, Vergleichern, Service-Anbietern und Gesundheits-Domains absetzen konnten.

Site Reputation Abuse und Rabatt-Domains

Schon im März und November 2024 gab Google Warnungen an die SEO-Branche raus, die maßgeblich in mögliche Geschäftsmodelle von Publishern einschneiden sollten. So war es nun gegen Googles Vorschriften, wenn Domains Subdomains oder Unterordner an Drittparteien „vermieteten“, um dort Inhalte zu publizieren, die nicht der direkten redaktionellen Kontrolle der Hauptdomain unterstehen. Thematisch geht es hier hauptsächlich um Gutschein- und Rabattcode-Inhalte.

Während Domains in anderen Ländern für diese Praktik abgestraft wurden, passierte in Deutschland erstmal nichts. Es sei denn, Publisher nahmen die Warnung ernst und schalteten freiwillig diese Art von Seitenbereichen ab.

Im Januar 2025 begann Google dann damit, auch deutschen Publishern die Sichtbarkeit dafür abzudrehen. Das geht in den aggregierten Gewinner- und Verliererlisten etwas unter. Warum? Publisher haben noch viele andere Segmente, die Verluste auffangen können. Kleine Rabattseiten haben wiederum insgesamt nicht genug Sichtbarkeit, um aufzufallen.

Auf den zweiten Blick ist aber jede Menge Bewegung in diesem Segment. Google stellte Gutscheinbereiche deutscher Publisher in großem Maße kalt:

Rabatt-Seiten, die sich hauptsächlich der „redaktionellen Kuratierung“ von Gutschein-Content widmen, konnten dagegen dazugewinnen. So schaffte es gutegutscheine.de in die Top 10 der relativen Gewinner:

Es leuchtet ein, dass Spezialistenseiten mit bestechender Expertise – wie zum Beispiel Thomann mit Blick auf Musikinstrumente – in der Suche nicht schlechter abschneiden sollten als allgemeine Magazine, die ein Thema vielleicht nur oberflächlich ankratzen. Warum nun aber Google darüber entscheiden soll, ob digitale Zeitungen digitale Rabatthefte herausgeben dürfen, ist durchaus fragwürdig. Sollten nicht die Konsument:innen entscheiden, welchem Angebot sie vertrauen?

Es ist zudem nicht notwendigerweise die Eigenmarke, die davon profitiert, dass die großen Publisher hier ausgestochen wurden. Für [zalando rabattcode] rankt Zalando aktuell auf Position 4 – nach den kleinen Gutschein-Seiten.

Rezeptseiten mit Persönlichkeit

Domains für Rezepte dominieren die Top 10 der relativen Gewinner. Vier von zehn Seiten gehören zu diesem Typus:

• Platz 2 – foodboom.de
• Platz 5 – malteskitchen.de
• Platz 6 – waseigenes.com
• Platz 7 – shibaskitchen.de

Bis auf Shibas Kitchen, die sich 2021 während der Corona-Zeit zu uns gesellt hat, haben alle Domains schon eine längere Historie:

Foodboom ist im Januar zwischenzeitlich einmal abgeschmiert. Maltes Kitchen baut seine Sichtbarkeit spätestens seit 2024 kontinuierlich auf. Für Malte und Foodboom ging es Mitte/Ende Januar schon deutlich aufwärts. Shibas Kitchen und Was Eigenes zogen erst im März zu ihrem neuen Spitzenwert an. Maltes Kitchen nahm diese zweite Welle gleich nochmal mit.

Während sich Foodboom womöglich nur von einem Zwischentief erholt, korrelieren die anderen drei Domains mit dem März 2025 Core Update von Google.

Das Update ist der Versuch „to better surface relevant, satisfying content for searchers from all types of sites. We also continue our work to surface more content from creators“. Google will also bessere, relevante und zufriedenstellende Inhalte von echten Menschen ins Schaufenster der Suche stellen. Es ist der Versuch, gegen sterile Gleichförmigkeit und Spam aus der KI-Mühle anzugehen.

Da passen alle vier Seiten hervorragend rein. Alle Vier sind solide aufgesetzt, funktionieren mobil, nutzen die Vorteile von Rezept-Markups, hochwertigen Bilderwelten, Filtermöglichkeiten und haben ihren jeweils eigenen Charme.

Foodboom punktet mit frischem, hippen Design, großartigen Bildern inklusive Videos und kommt bei den Kochanleitungen schnell auf den Punkt. Der Eindruck ist super professionell – kein Wunder bei einem Team von mehreren Dutzend Leuten. Trotzdem gelingt es Foodboom, das Narrativ der sympathischen Gründer mit Leidenschaft für Lebensmittel und Qualität zu erzählen.

Maltes– und Shibas–Kitchen haben nicht nur einen ähnlichen Namen, sondern auch ein ähnliches Format. Beide bieten eine aufgeräumte Seite, detaillierte Fotos der Gerichte und stehen als Food-Influencer im Mittelpunkt der Seiten. Malte repräsentiert eher die handfeste Hausmannskost und Shiba das Orientalische. Aber bei beiden geben Aufmachung und Rezeptauswahl ein stimmiges Bild ab.

Die Besonderheit an „Was Eigenes“? Die Domain stammt aus der Web2.0-Ära der Nullerjahre, in der viele Leute ein persönliches Weblog aka Blog geschrieben haben. Auch wenn Bine ihre Seite heute professionell betreibt, wohnt ihr immer noch die Struktur eines Blogs inne, auf dem sie einfach die Dinge ins Internet stellt, die sie mag.

Neben Rezepten gibt es auch DIY-Anleitungen zum Beispiel fürs Nähen, Reiseberichte oder Buchtipps. Wir erkennen die organisch gewachsene Blogstruktur auch an den typischen WordPress-Jahresfoldern:

Außer Foodboom haben die drei Foodfluencer-Domains gemeinsam, dass sie sich über Werbebanner monetarisieren. Das drückt zwar ein bisschen auf das Nutzerlebnis, aber in diesen Fällen hat Google Wort gehalten. Auch kleinere Seiten mit schönen Inhalten von echten Menschen mit Persönlichkeit haben wieder eine Chance, oben mitzuspielen.

Tabelle der relativen Gewinner

Sichtbarkeitsverlierer QI 2025

Domainfriedhof

Manche Domains verlieren ihre Geschäftsgrundlage. In der Folge werden sie einfach abgeschaltet, leergeräumt oder vom öffentlichen Internet abgeklemmt. Das ist zum Beispiel diesen Domains passiert:

• patienten-information.de ist mit -99.96% Sichtbarkeitsverlust, von 12.020 auf 0.005, der größte relative Verlierer und auf Platz 28 der absoluten Verlierer.
• gamestop.de hat 83% Sichtbarkeit verloren, von 7.7 Punkte runter auf 1.3, und steht damit auf Platz 16 der relativen sowie auf Platz 55 der absoluten Verlierer.
• tupperware.de verlor knapp die Hälfte seiner Sichtbarkeit, von 8.1 Punkte auf knapp 4.1, und nimmt Platz 51 der relativen Verlierer ein.

Das Ärztliche Zentrum für Qualität wurde zum Jahreswechsel aufgelöst. Das hatte auch das Ende der Domain für Patienteninformationen zur Folge. Vielen wird die Seite aus der Zeit der Corona-Pandemie ein Begriff sein, in der sie oft als seriöses Medium für Gesundheitsinformationen empfohlen und verlinkt wurde.

Das Filialgeschäft für Videospiele ist ähnlich überlebensfähig wie Videotheken in Zeiten von Streamingdiensten. Das hat Gamestop zu spüren bekommen und sperrt in Deutschland auch den Online-Shop zu.

Ähnlich ging es den „privaten“ Verkaufspartys für Plastikschüsseln. Tupperware musste Insolvenz anmelden. Jetzt will ein französischer Investor in Europa neu durchstarten. Schade, dass die Domains in der Zwischenzeit schon offline gegangen sind.

Migrationen und Weiterleitungen

Absolut und relativ:

• von twitter.com auf x.com
• von swrfernsehen.de auf swr.de
• von babymarkt.de auf babymarkt.com
• von engelbert-strauss.de auf strauss.com

Absolut:

• von diplo.de auf auswaertiges-amt.de
• von avm.de auf fritz.com

Relativ:

• von partyrent.com auf party.rent
• von transfermarkt.tv auf transfermarkt.de
• von bodendirect.de auf boden.com
• von yandex.ru auf dzen.ru
• von mein-check-in.de auf check-in.perbility.de zu mein-helix.de
• von bzga.de auf bioeg.de

Eine Ursache für das Auf und Ab der Domains im Auftaktquartal 2025 ist der Umzug von einer Domain auf eine andere. Wie gut oder schlecht die Migration läuft, lässt sich von außen grob abschätzen, wenn wir auf die Sichtbarkeitsgraphen blicken.

Übernimmt die neue Domain die Sichtbarkeit, während die alte sinkt, hat es funktioniert. Die neue Domain darf natürlich auch schon eine Historie haben. In diesem Falle sollte die Sichtbarkeit zusätzlich oben drauf kommen wie beispielsweise beim SWR.

Gut sieht es für die Umzüge von Twitter auf X, von AVM auf Fritz oder bei Engelbert-Strauss aus. Schlecht ist es, wenn beide Domains verlieren wie bei Diplo und dem Auswärtigen Amt. Bei Transfermarkt ist die DE-Domain um so vieles stärker als die TV-Domain, dass die Vogelperspektive nicht aussagekräftig ist. Hier müsste man tiefer graben und schauen, ob die Zieldomain spezifische Rankings der alten Domain übernommen hat.

Bei Mein Check-in können wir dagegen gar nicht von einer Migration sprechen, da die Inhalte nicht umgezogen sind. Hier wurde lediglich von mein-check-in.de auf check-in.perbility.de und von dort wiederum zu mein-helix.de einer weitergeleitet. Sämtliche Rankings sind damit Geschichte.

Die Sichtbarkeitsgraphen der weitergeleiteten Domains im Überblick:

Spannend AA ist unter den Verlierern, obwohl es ein Migrationsziel ist.

Nur Weiterleitung, keine Migration.

Absolute Verlierer

Bei den absoluten Verlierern sehen wir dieselben Kategorien wie bei den Gewinnern. Am häufigsten sind Publisher und Shops vertreten, dann kommen die Wikis, Datenbanken und Branchenbücher. Daran sehen wir zwei Dinge:

1. Nicht die Kategorien selbst gewinnen oder verlieren, sondern die Domains, die so zugeordnet sind.
2. Publisher und Shops sind mit Abstand die größten Kategorien im deutschen Internet. Kein Wunder, dass sie häufig vertreten sind, wenn wir auf die Entwicklungen schauen.

Weiter hinten in der Kategorienliste wird es dann schon interessanter. Domains von Städten, Bundesländern und Regionen wie Tirol tauchen genauso häufig auf wie Gesundheits-Websites und die Webauftritte von Behörden. Es folgen Streaming- & Entertainment-Sites sowie Dienstleister, die Services wie beispielsweise Webhosting anbieten.

Wiktionary.org

Die Domain, die in absoluten Zahlen in QI am allermeisten verloren hat, ist wiktionary.org. -115 Sichtbarkeitspunkte ging es abwärts von etwa 364 auf knapp 249. Ein Rückgang von fast 32 Prozent. 

Mit den zeitlich korrelierenden Site-Reputation-Abuse-Maßnahmen sollte das nichts zu tun haben. Aber Wörterbücher? Da war doch was. Tatsächlich hat Wiktionary Rankings an DWDS und den Duden verloren, die wir oben als Gewinner ausgemacht haben.

Gerade bei klickträchtigen Keywords konnten DWDS und der Duden dem Wiktionary vereinzelt Top-Rankings abnehmen.

Die meisten Einbußen gab es allerdings bei Suchanfragen, denen wir eher eine lokale Suchabsicht unterstellen. Hierfür ist Wiktionary nicht das richtige Ergebnis und SISTRIX nicht das passende Tool.

Foren wie Gutefrage.net

Obwohl sich Reddit zu immer neuen Höhen aufschwingt, haben wir bei Foren und Online-Communities im ersten Quartal auch viele Verlierer gesehen:

• gutefrage.net (absolut Platz 8)
• motor-talk.de (absolut Platz 29, relativ 39)
• chatroom2000.de (relativ Platz 97)
• urbia.de (relativ Platz 100)

In seinem Artikel zum März 2025 Core Update stellte Johannes die These auf:

„In den vergangenen Jahren wurden Forenbeiträge bei passenden Suchanfragen vermehrt prominent angezeigt, da sie oft authentische Erfahrungen und Nischenwissen bieten. Möglicherweise hat Google durch neue Qualitätsbewertungen erkannt, dass nicht alle nutzergenerierten Inhalte den gewünschten Mehrwert liefern.“

Dazu passt, dass Gute Frage nicht komplett aus den Rankings, sondern lediglich aus den Top-Rankings gefallen ist. Navigationale Login-Suchen für andere Domains oder Begriffsdefinitionen sind unter den Keywords, bei denen Gute Frage die meisten geschätzten Clicks verloren hat.

Sowohl Gute Frage als auch die anderen Foren haben sich nach dem Update auf niedrigerem Level stabilisiert. Das spricht dafür, dass keine der Domains etwas Spezifisches falsch gemacht hat, sondern Google die Relevanz dieser Angebote für bestimmte Suchanfragen durch die Bank geringer einschätzt.

Tabelle der absoluten Verlierer

Relative (prozentuale) Verlierer

Auch bei den relativen Verlierern stehen die Shops und Publisher wieder an den ersten zwei Stellen. Es folgen etwas abgesetzt die Service-Sites, Gesundheits-Domains, Wikis, Datenbanken und Branchenbücher, dann wie bei den absoluten Verlierern wieder die Behörden. Den Abschluss in der Liste machen Pornoinhalte.

Medicover Hospitals

Über den größten relativen Verlierer, patienten-information.de, haben wir oben beim Domainfriedhof schon gesprochen. Auf Platz 3 steht eine weitere Domain aus der Gesundheitsbranche: medicoverhospitals.in.

Die indische Domain bot im Januar 2025 laut Wayback Machine noch eine deutsche Version der Seite.

Lange befand sich die Domain allerdings nicht in der deutschen Suche:

Inzwischen leiten sämtliche in Stichproben getestete deutsche URLs auf die englische Hauptvariante weiter. Ob die Rankings in der Folge verloren gingen oder schon vorher abgestürzt waren und die Redirects ein Rettungsversuch sind, lässt sich von außen schwer bestimmen.

Auf den deutschen Ableger wurden die URLs jedenfalls nicht weitergeleitet:

In englischsprachigen Ländern funktioniert die Seite weiterhin. Aber wie sieht es in einem anderen europäischen Land mit einer weniger verbreiteten Sprache aus? Der italienische Content ist weiterhin online. Auch wenn Google die – vermutlich automatisch übersetzten – Inhalte abgewertet hat, so hält sich die Domain weiterhin bei rund 5 Sichtbarkeitspunkten.

Sichtbarkeitsgraph für Italien: https://it.sistrix.com/medicoverhospitals.in

Das könnte dafür sprechen, dass sich Medicover Hospitals – vielleicht aus regulativen oder unternehmensstrategischen Gründen – „freiwillig“ aus dem deutschen Markt zurückgezogen hat.

Tabelle der relativen Verlierer

Fazit

• Google betont oft, persönliche Inhalte mit klarer Expertise belohnen zu wollen. Bei den aufstrebenden Rezeptseiten mit eigener Persönlichkeit – Maltes Kitchen, Shibas Kitchen, Was Eigenes – hat das sogar geklappt.
• Zum Motto des März 2025 Core Updates „more content from creators“ passt auch, dass automatisierte Inhalte oder User Generated Content (UGC) von Foren und Communities Sichtbarkeit eingebüßt haben.
• Die Maßnahmen gegen Site Reputation Abuse haben das Geschäftsmodell von Gutschein-Unterseiten großer Publisher dezimiert. Spezialisierte Rabattseiten sind die Nutznießer.
• Trotz KI-Overviews und Direct Answers können spezifische Wörterbücher wie DWDS und Duden weiterhin Sichtbarkeit gewinnen, wenn sie über bloße Definitionen hinaus Mehrwert bieten.
• Migrationen und Domainwechsel erfordern weiterhin eine sorgfältige Strategie – während einige (wie die vom SWR oder Twitter/X) erfolgreich verliefen, zeigen andere (wie auswaertiges-amt.de) signifikante Sichtbarkeitsverluste.