Beim zweiten Quartal ging gerade die Tür zu, da begann Google damit, das Juni 2025 Core Update auszurollen. Einen Effekt auf Q2 hatte das nicht mehr. Erste Auswirkungen hat Johannes Beus dazu im SISTRIX-Blog festgehalten.

Dafür konnten sich inzwischen das März Core Update (Quelle: Google, SISTRIX) und die AI Overviews (Quelle: Google, SISTRIX) in Deutschland auf die Suchergebnisse auswirken.

Welche Art von Inhalten sich Google von Websites wünscht und welche technischen Hebel zur Steuerung bereit stehen, hat Google (erneut) in “Top ways to ensure your content performs well in Google’s AI experiences on Search” zusammengetragen.

Wir schauen in diesem Artikel darauf, welche Websites sich zwischen Anfang April und Ende Juni mehr Sichtbarkeit in Googles Suchergebnissen erarbeiten konnten, welche Websites verloren haben und ob wir das schon auf die neuen Bedingungen zurückführen können.

Aber spielt die Google-Suche im KI-Zeitalter überhaupt noch eine Rolle? Ja, aus diesen Gründen:

• Laut Onelitteweb kamen zwischen April 2024 und März 2025 im Schnitt auf 1.863 Milliarden Visits aus klassischen Suchmaschinen 55 Milliarden Visits aus KI-Chatbots, also unter 3 Prozent. Klar, heute ist nicht morgen, Web ist nicht App, besuchen ist nicht benutzen. Aber selbst wenn wir statt 97 “nur” 80 Prozent Marktanteil unterstellen: Wollen wir die in den nächsten Monaten ignorieren?
• Innerhalb der klassischen Suchmaschinen hat Google in Deutschland laut Statcounter einen Marktanteil von knapp 87 Prozent.
• Von den laut SISTRIX 100 sichtbarsten Websites in Deutschland sind immerhin noch 24, also knapp ein Viertel, auch unter den Top-100 AI-Quellen-Domains
• Der Blick in die USA, wo der AI-Mode schon aktiv ist, zeigt, dass sich auch hier viele alte organische Bekannte unter den Top-Domains finden.

Wir dürfen also davon ausgehen, dass gute Suchmaschinenoptimierung uns auch bei der KI-Suche voranbringt. Von wem können wir uns also gute Praktiken abschauen – und was sollten wir besser vermeiden? Finden wir’s raus!

Migrationen

Organische Sichtbarkeit ist ein Nullsummenspiel. Wo die einen gewinnen, verlieren die anderen. Das trifft dann ganz besonders zu, wenn Inhalte komplett von einer Domain auf eine andere migriert werden. Hier der schnelle Überblick, welche Domainwechsel im letzten Quartal Auswirkungen auf die größten Sichtbarkeitsgewinner- und -verlierer hatten:

Sichtbarkeitsgewinner QII 2025

Absolute Gewinner

Da sich die meisten Domains im deutschen Internet in Online-Shops (21) oder Publisher (18) kategorisieren lassen, verwundert es nicht, dass auch diesmal wieder die meisten Gewinner und Verlierer zu diesen zwei Kategorien der Movers & Shakers zählen. Die drittstärkste Rubrik der absoluten Gewinner sind Wikis, Datenbanken und Branchenbücher (11). Es folgen Wörterbücher (6) sowie Streamingdienste und Entertainment (6), Rezeptseiten (5) und Tourismus-Domains (4).

Otto, der Shop mit den größten absoluten Gewinnen

Wie schon im ersten Quartal 2025 und im gesamten Jahr 2024 sind Wikipedia und Reddit wieder ganz vorne dabei. 

Der erste Shop unter den absoluten Gewinnern ist allerdings otto.de. Um knapp 50 Sichtbarkeitspunkte wuchs das Online-Versandhaus von rund 372 auf 421 – eine Steigerung von mehr als 13 Prozent.

Schauen wir auf die klickreichsten Ranking-Zuwächse, fallen die vielen URLs mit dem “?marke=”-Parameter auf.

Mit dem Segmentierungs-Feature finden wir heraus, dass knapp 100 SI-Punkte auf das Segment der Marken gehen – fast ein Viertel der Gesamtsichtbarkeit.

Mit dem Juni-Core-Update stieg auch dieses Segment nochmal kräftig an, doch das spielt für das zweite Quartal noch keine Rolle. Und auch vom März-Update dürfte der Zuwachs unabhängig sein, dafür steigt die Kurve zu stetig an.

Hat sich vielleicht am Template der Seiten etwas verändert? Hier lohnt der Blick in die Vergangenheit mit der Wayback Machine. Der grundsätzliche Aufbau ist offenbar weiterhin derselbe geblieben.

Einen Unterschied gibt es aber schon: Inzwischen befinden sich mehr als doppelt so viele Produkte in der Kategorie (847 vs.399). Die Anzahl der platzierten Produkte pro Seite blieb unverändert (Paginierung mit 8 vs. 4 Seiten). Auf anderen Marken-Kategorieseiten ließ sich der drastische Produktansteig allerdings nicht bestätigen. Einen SEO-Hebel haben wir hier also nicht entdeckt.

Eine weitere Spur liefern die URL-Wechsel bei den Markenrankings, die oben in der Tabelle mit dem roten Dreieck markiert sind. Doch auch bei der Kanonisierung hat sich nichts verändert. Zu den Marken gibt es jeweils mehrere Unterkategorieseiten, die per Canonical auf sich selbst zeigen und auch von Google indexiert werden.

Wir finden also keinen Hack, kein Google-Update, keinen Intent-Shift, der offensichtlich für die Sichtbarkeitsgewinne ursächlich ist. Wenn wir nochmal auf die Marken-Rankings zoomen, fällt auf, dass Otto in den meisten Fällen innerhalb der Top-10 einige, wenige Plätze gut gemacht hat. Weder hat Otto ganz neu angegriffen, noch ist der Shop ganz nach oben gesprungen. 

Vielmehr scheint kontinuierlich gute Arbeit in einem hochkompetitiven Umfeld ein paar Pluspunkte gegenüber der Konkurrenz gebracht zu haben. Dass sich ein Hersteller wie Tupperware zwischendurch von der Bildfläche verabschiedete, hat dem Händler sicher auch nicht geschadet.

Relative (prozentuale) Gewinner

Schauen wir auf die relativen Gewinner der Movers & Shakers, sind Shops (31) noch viel häufiger vertreten. Deutlich abgeschlagen folgen dann nach und nach die Publisher (11), Rezeptseiten (8), Finanz-Websites (6), Wikis, Datenbanken und Branchenbücher (5), Tourismusseiten (5) und Websites für Services (4).

Fußballvereine profitieren

Alle, die der Fußballromantik frönen, müssen kurz weghören: Bei den prozentualen Gewinnern finden sich jede Menge Fußballvereine der 1., 2. und 3. Liga der Männer, die wir hier aufgrund der Ticket- und Merchandise-Verkäufe der Shop-Kategorie zugeordnet haben.

Der SISTRIX-Domainvergleich ermöglicht uns den Blick auf die zeitliche Entwicklung von mehr als sechs Domains:

Der größte relative Quartalsgewinner unter den Vereinen ist der SC Freiburg auf dem insgesamt elften Rang. Der SCF konnte seine Sichtbarkeit von 1,8 Sichtbarkeitspunkten hoch auf 4,1 mehr als verdoppeln.

Der Blick auf die Ranking-Zuwächse für die Keywords mit den meisten Klicks überrascht. Ein neues Ranking für einen Spielertransfer, der zuvor bei einem anderen Club unter Vertrag stand – Anthony Jung – dürfen wir erwarten. Aber dass die Domain für die eigenen Brand-Terms zuvor komplett aus den Top-100 gefallen war, ist durchaus überraschend. Hier darf es im Prinzip kein Ranking außerhalb der Top-3 geben:

• sc freiburg
• freiburg sc
• sportclub freiburg
• sc

Am 31.03. waren für [sc freiburg] neben News-Angeboten zwar diverse Social-Profile des Clubs in den Top-10 vertreten, nicht aber die eigene Website:

• https://www.transfermarkt.de/sc-freiburg/startseite/verein/60
• https://www.instagram.com/scfreiburg/?hl=de
• https://www.facebook.com/SCFreiburg/?locale=de_DE
• https://de.wikipedia.org/wiki/SC_Freiburg
• https://www.youtube.com/user/ScFreiburg
• https://heimspiele-scfreiburg.reservix.de/
• https://www.transfermarkt.de/sc-freiburg/geruechte/verein/60
• https://www.bild.de/sport/fussball/sc-freiburg/startseite-sc-freiburg-31074448.bild.html
• https://www.badische-zeitung.de/sport/scfreiburg
• https://www.kicker.de/sc-freiburg/info

Es ist ein gutes Zeichen für das KI-Zeitalter, wenn eine starke Präsenz der eigenen Marke auf externen Websites die Grundlage für die häufigere Nennung in AI-Chatbots bildet. Aus SEO-Sicht muss die eigene Domain aber die Nummer 1 sein. Gut möglich, dass wir es hier mit einem Google-Glitch zu tun haben.

Als alternative Erklärung kommt das März-Core-Update infrage. Googles proklamiertes Ziel war es, kleineren Domains wieder zu mehr guten Rankings zu verhelfen, sofern sie die Besten für die Suchintention sind. Dagegen spricht, dass die Kurven im Sichtbarkeitsgraphen oben nicht sprunghaft genug und eher kontinuierlich ansteigen.

Doch zoomen wir einmal aus Freiburg raus. Die Saisons enden im deutschen Profifußball immer im Juni. Interessanter als der Quartalsvergleich ist der Abgleich von einer Saison zur nächsten. Deshalb betrachten wir ausnahmsweise auch mitten im Jahr zwölf Monate rückwirkend und lassen das Kriterium “Ausgangssichtbarkeit ist mindestens 1” außer Acht.

Bundesliga = rot
2. Bundesliga = gelb
3. Liga = blau

Blicken wir also auf die absolute Sichtbarkeit am 30.06.25, auf die absoluten Änderungen im Vorjahresvergleich sowie auf den prozentualen Change:

Anzahl der gewonnenen/verlorenen Sichtbarkeitspunkte vor vs. nach der Saison 2024/25 in absoluten Zahlen:

Die Sichtbarkeitsgewinne und -verluste vor vs. nach der Saison 2024/25 in Prozent:

Welche Erkenntnisse können wir aus den Daten ziehen?

Sowohl im Jahresvergleich als auch im zweiten Quartal gab es mit Blick auf die Sichtbarkeit nur wenige Verlierer. Der Fußballmarkt wächst.

In absoluten Zahlen ist der deutsche Fußball eher Mittelstand. Nur acht Vereine haben eine größere Sichtbarkeit als 5. Mit Blick auf den SI-Rank hat selbst der große FC Bayern noch mehr als 350 Domains in Deutschland vor sich. Die Eintracht aus Frankfurt kommt etwa an 1.100ster Stelle. Der VfL Bochum steht ungefähr auf Position 5.700.

Spannend ist, dass sich die Sichtbarkeit nicht strikt nach der Ligazugehörigkeit bestimmt. Hansa Rostock aus der 3. Liga ist in Sachen Sichtbarkeit erstklassig. Das werden die sogenannten “Traditionsvereine” gerne hören. Clubs wie Schalke 04, der Hamburger SV, der 1. FC Nürnberg oder Hertha BSC sind stolz auf ihre lange Historie und große Fanbasis, selbst wenn sie nicht immer erstklassig spielen. Diese Vereine wünschen sich – wenig überraschend, dass die TV-Gelder nach Interesse und Zuschauerzahlen verteilt werden statt nach sportlichem Erfolg. Der Sichtbarkeitsindex liefert ihnen gute Argumente.

Aber natürlich schadet ein gutes sportliches Abschneiden der Sichtbarkeit nicht. Der VfB Stuttgart spielte 22/23 noch gegen den Abstieg aus Liga 1. Im Folgejahr wurde man hinter Bayer 04 Leverkusen, aber noch vor Branchenprimus Bayern München phänomenaler Vizemeister. Zuletzt gewann der VfB den DFB-Pokal. Die digitale Konsequenz? Der zweitmeiste Sichtbarkeitszuwachs nach dem FC Bayern.

Der SV Elversberg ist in den letzten Jahren kometenhaft aufgestiegen. Nur ein Jahr brauchte der Club jeweils, um sich nach dem Aufstieg aus der 4. Liga, für die 3. Liga, die 2. Liga und dann für den Relegationsplatz für den Aufstieg zur 1. Liga zu qualifizieren. Das spiegelt sich auch in der Sichtbarkeit wider, die sich mehr als verdoppelt hat.

Ein krasser Ausreißer ist der FC Köln, dessen Sichtbarkeit sich mehr als verdreifachte. Wie beim SC Freiburg sehen wir hier das ungewöhnliche Phänomen, dass für viele der eigenen Marken-Keywords am 31.03. gar kein Ranking in den Top-100 vorlag.

So schön der prozentuale Anstieg auch sein mag, so gruselig ist die Sichtbarkeit im Zeitverlauf:

Der Auf- und Abschwung im letzten Quartal korreliert mit den zwei Google-Core-Updates. Es leuchtet aber nicht ein, warum der Effzeh so gar keine Sichtbarkeit haben sollte.

• Ist die Seite per Robots gesperrt? Nein?
• Zu viel JavaScript? Nein, Google kann die Inhalte laut Rich Result Test sehen und wesentliche Elemente auf der Startseite sind auch mit deaktiviertem JS-Rendering sichtbar. Teaserinhalte sind nach Best Practice per “a href” verlinkt:

Hat der Effzeh eine andere Domain, die ich übersehe? Gab es eine Manual Action? Ist die Domain neuerdings in den Cloudflare-Default gelaufen?

Update: Das Rätsel um den FC Köln ist gelöst

Der Effzeh betreibt mit fc.de und fc-koeln.de zwei Clone einer Website mit komplett identischen Inhalten.

Hier scheint es einen Fehler mit den Canonicals gegeben zu haben. Aktuell zeigt das auf den URLs von fc-koeln.de auf fc.de. Entweder, das war in Q2 nicht implementiert oder Google hat es nicht berücksichtigt.

Wichtig: Das Canonical-Tag ist für Google nicht bindend. Wenn Backlinks aus dem Web und Social Media, interne Verlinkung oder echte Nutzungszahlen in Chrome zeigen, dass eine andere Seite der “kanonische Inhalt” sein könnte – oder Google einfach die kürzeren URLs mag – entscheidet sich die Suchmaschine nicht selten gegen die Angabe im Canonical-Tag. Die viel sauberere Lösung ist natürlich, das doppelte Lottchen komplett per 301-Redirect von fc-koeln.de auf die jeweils passende URL von fc.de weiterzuleiten.

Sichtbarkeitsverlierer QII 2025

Absolute Verlierer

Bei den absoluten Verlieren in der Movers & Shakers-Liste ist das Bild durchmischter. Am häufigsten haben die Publisher (19) gelitten, gefolgt von Ecommerce-Shops (13), Wikis, Datenbanken und Branchenbüchern (7) und Seiten aus der Tourismusbranche (7). Weiterhin dicht beieinander sind Dienste für Streaming und Entertainment (6), Social-Plattformen (6), Wetterseiten (5), Domains für Stockfotos (5) und Adult-Sites (5).

Das ZDF verliert am meisten

Keine Domain hat in absoluten Zahlen mehr Sichtbarkeit verloren als das ZDF. Mehr als 97 SI-Punkte ging es abwärts von 179 auf knapp 82 – und damit auf weniger als die Hälfte der vorherigen Sichtbarkeit.

Größter Treiber des Verlusts war das /nachrichten/-Verzeichnis, gefolgt von /kinder/, /serien/, /dokumentation/, /video/ und /sport/.

Ein Klick auf die Nachrichten-URLs mit den größten Verlusten deckt die Ursache schnell auf. Sie wurden alle auf die Domain zdfheute.de migriert.

Beim /kinder/-Verzeichnis ist das Bild differenzierter. Das /kinder/logo/-Unterverzeichnis wurde auf die Domain logo.de migriert und ist dort über die alte Sichtbarkeit hinausgeschossen.

Andere URLs sind ins /video/- oder /serien/-Verzeichnis gewandert:

• https://www.zdf.de/video/shows/singalarm-102/gute-nacht-100
• https://www.zdf.de/serien/collection-index-page-kika-collection-kika-ebb32e6f-511f-450d-9519-5cbf50d4b546-224
• https://www.zdf.de/serien/collection-index-page-kika-collection-kika-ebb32e6f-511f-450d-9519-5cbf50d4b546-224

Weitere werfen heute einen 404-Fehler aus:

• https://www.zdf.de/kinder/astrid-lindgren/starkes-maedchen-100.html
• https://www.zdf.de/kinder/find-me-in-paris/hinter-den-kulissen-160.html
• https://www.zdf.de/kinder/lieselotte/lieselotte-und-die-pony-post-100.html 

Das kann der richtige Status Code sein, wenn die Inhalte wirklich nicht existieren und es auch nichts Vergleichbares gibt, das denselben Intent bedient. Eine URL zu “Find me in Paris – Hinter den Kulissen” gibt es heute beim ZDF so nicht mehr – auch wenn der Beitrag noch auf Youtube zu finden ist. Für eine Weiterleitung hätte sich eher diese Reportage über einen Tänzer aus der Serie angeboten.

Das ist aber eine Abwägungssache. Passende Weiterleitungsziele zu finden bedeutet Aufwand. Wenn die Inhalte zu stark voneinander abweichen, überträgt Google die Rankingsignale ohnehin nicht. Für die User ist es aber sicher hilfreicher, ein Alternativangebot zu bekommen und nicht vor die 404-Wand zu fahren.

Wieder anders sieht es im Verzeich /serien/ aus. Das besteht weiterhin, doch es tauschen häufig die URLs für ein bestimmtes Keyword durch – zum Beispiel von einer spezifischen Episode zur Serienübersicht.

Bei Shorthead-Keywords wie Namen von Schauspielerinnen und Schauspielern sind Wikipedia und Youtube eine stabile Bank in den Top-10. Bei [heino ferch] ist auch die TV-Programmzeitschrift „Prisma“ mit ihrer Profilseite eine feste Größe. Je nach aktueller Lage in der Promi-Ecke – Stichwort Newsbox und Intent-Shift – gehen die Rankings zwischendurch aber auch an Magazine wie die Gala, Bunte oder Desired. Da das ZDF keine Tag- oder Profilseiten zu Heino Ferch, Dieter Fischer oder Katharina Böhm hat, ist es ganz normal, dass die Domain zu diesem Shorthead zwischenzeitlich aus den Top-Positionen fällt. Sobald sich die Lage beruhigt, holen die URLs mit dem Serien-Content wieder auf.

Über solche Tag-Seiten kann das ZDF aber mal nachdenken.

Warum sämtliche URLs zur Serie “Forsthaus Falkenau” einen 404-Status ausgeben, bleibt unklar. Die Serie endete bereits 2013, war bislang aber weiterhin zum Streaming in der ZDF-Mediathek verfügbar. Das ist nun nicht mehr der Fall.

Auch das Verzeichnis /dokumentation/ wurde aufgelöst und umgezogen. Es ist im Wesentlichen in den Ordnern /videos/dokus/ und /videos/reportagen/ aufgegangen.

Einige Verluste lassen sich mit dem Intent-Shift zu Adult-Keywords erklären. Google mischt hier zwar konsequent auch informationale Angebote zumindest auf der unteren Hälfte der SERP bei. Im Juni ist das ZDF aber komplett aus den Top-10 gefallen. Für den passenden Longtail-Intent mit dem Zusatz “doku” steht das ZDF dagegen fast durchgängig stabil auf Position 1.

Fazit: Der groß angelegte Umbau der Seitenstruktur ist verantwortlich für den Sichtbarkeitsverlust der Hauptdomain zdf.de, da auch auf neue, externe Domains migriert wurde. Auch innerhalb der Seite wurde umgeräumt. Überraschenderweise haben aber auch Verzeichnisse verloren, in die Inhalte hineinmigriert wurden: /video/ und /serien/.

Wie sieht es aus, wenn wir neben dem ZDF auch die neuen Domains von Logo und ZDF Heute übereinander stapeln? Konnte die Sichtbarkeit auf den neuen Domains die Verluste beim ZDF auffangen?

Nein, in Summe steht immer noch ein Verlust da. Aber der ist nur noch halb so drastisch.

Relative (prozentuale) Verlierer

Wie bei den Gewinnern sind auch bei den relativen Verlierern in der Movers & Shakers-Liste am häufigsten die Shops (22) vertreten, gefolgt von den Publishern (14). Die dritthäufigsten prozentualen Verlierer sind dann schon Adult-Sites (9), es folgen Wetterdienste (7) und Online-Präsenzen von Behörden (6), gefolgt von Wikis, Datenbanken und Branchenbüchern (5) sowie Service-Websites (5) und Domains aus dem Bildungssektor (5).

Behörden-Websites: Konstanz widerspricht dem Wählerwillen

Gleich sechs Domains aus der Rubrik “Behörden” finden sich unter den größten relativen Verlierern – drei in den Top-10.

Wir kennen das Umfirmieren, Zusammengehen und Abspalten von Firmen aus der Wirtschaft – und die Domain-Änderungen, die damit einhergehen. Noch viel regelmäßiger können wir diese Phänomene mit Blick auf Regierungsbehörden beobachten. Neue Legislaturperiode, neue Regierung, neuer Zuschnitt der Ministerien, neue Domain. Oder zurück zur vorletzten Domain. Und dann die doppelte Kehrtwende…

Mit Kontinuität ist in der Politik selten etwas zu gewinnen. Wer kandidiert schon unter der Parole “Weiter so!”?

So blickt auch das österreichische Sozialministerium laut Wikipedia auf eine Vielzahl von verschiedenen Namen und Zuschnitten zurück:

Für die letzte Volte wäre ein Domainwechsel allerdings nicht notwendig gewesen. Schließlich firmiert das Haus weiterhin unter dem Kurznamen “Sozialministerium”.

Dahinter scheint sich in Zeiten von Fakenews eher die Digitalstrategie zu verbergen, Regierungsseiten konsistent mit einem Vertrauen fördernden “.gv.at” im Netz zu präsentieren. GV steht hier für Government analog zu .gov in den USA.

Andere österreichische Regierungsseiten folgen schon länger dieser Logik. Das Sozialministerium hat nun erst 2025 im Zuge des Neuzuschnitts gleichgezogen.

Auch das deutsche Bundesumweltministerium hat nach langer Zeit der Stabilität an Zuschnitt, Name und Domain gewerkelt:

• 1986-2013: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
• 2013-2018: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
• 2018-2021: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
• 2021-2025: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
• Seit 2025: Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Oft lässt sich der Domainwechsel nicht verhindern. Aber ob die ausgeschriebene Fassung Bundesumweltministerium wirklich besser ist als die Abkürzung BMU? Vor allem, wenn man auf dem Erfolg der alten Domain hätte aufbauen können? Vielleicht gibt es auch dafür gute interne Gründe, die wir nicht kennen. Aus SEO-Sicht ist es eine verschenkte Chance.

Wofür es aber keine inhaltliche Begründung geben kann, ist der Umstand, den Webverkehr erst über eine Weiterleitungskette zu schleifen (BMU → BMUV → BUNDESUMWELTMINISTERIUM) und dabei auch noch das Caching zu verbieten (Cache-Control max-age=0), so dass jeder Browser bei jedem Aufruf erneut durch diese Ringe springen muss.

Besser wäre es natürlich, direkt auf das Endziel zu redirecten. Doch “Endziel” ist im Behördenkontext ein flüchtiger Begriff.

Zumindest konnte sich die jeweilige Domain ihre Sichtbarkeit bislang nach dem Wechsel immer wieder aufbauen – oder sogar übertreffen. So war es zumindest im Fall des Bundesjustizministeriums:

Fazit

• Online-Shops und Publisher sind sowohl unter den größten Gewinnern als auch unter den Verlierern am häufigsten vertreten. Bei den prozentualen Zuwächsen ist die Dominanz der Shops sogar noch ausgeprägter.
• Das Online-Versandhaus Otto.de konnte seine Sichtbarkeit stetig um fast 50 Punkte steigern. Dieser Erfolg ist nicht auf ein bestimmtes Google-Update zurückzuführen, sondern auf kontinuierliche Verbesserungen, die sich insbesondere auf die Markenseiten durchgeschlagen haben.
• Zahlreiche Fußballvereine der 1., 2. und 3. Liga gehören zu den prozentualen Gewinnern. Ihre Sichtbarkeit korreliert dabei nicht immer mit der Ligazugehörigkeit, sondern oft mit der Größe ihrer Fanbasis.
• Das ZDF hat in absoluten Zahlen am meisten an Sichtbarkeit verloren, was hauptsächlich auf die Migration der Inhalte auf die Domains zdfheute.de und logo.de zurückzuführen ist. Obwohl ein Teil der Sichtbarkeit auf den neuen Domains wieder aufgebaut wurde, konnte der Gesamtverlust nicht vollständig kompensiert werden.
• Mehrere Regierungs- und Behörden-Websites gehören zu den größten relativen Verlierern. Grund dafür sind oft Umbenennungen und Neuzuschnitte von Ministerien nach Legislaturperioden, die zu Domainwechseln führen. Obwohl die Sichtbarkeit oft wieder aufgebaut werden kann, geht durch die Migration zunächst Potenzial verloren.
• Reibungslose Migrationen ohne technische SEO-Fehler bleiben die Ausnahme.
• Auswirkungen von AI Overviews zeigten sich im letzten Quartal vor allem in den Search Consoles der Publisher. Da hiervon das komplette Marktumfeld gleichermaßen betroffen ist, lassen sich die Auswirkungen noch nicht an den prominentesten Sichtbarkeitsgewinnern und -verlierern ablesen.