Urheberrechte und das Internet haben sich noch nie gut verstanden. Zwischen Rechteinhabern wie Musiklabels und Streamern oder YouTube-Stars steht die sogenannte DMCA-Takedown-Notice. Wir erklären, was das ist – und wie du sie vermeiden kannst.
Obwohl der Digital Millennium Copyright Act (DMCA) bereits 1998 in Kraft trat und schon lange zum Alptraum vieler YouTuber geworden ist, erlebt er derzeit ein echtes Comeback.
Dabei unterscheidet sich das US-amerikanische Urheberrecht mit Fokus auf Onlineinhalte im Kern kaum von ähnlichen Gesetzessammlungen. Doch für die Video-Creator-Gemeinde hat es eine riesige Bedeutung.
Was ist die DMCA-Takedown-Notice?
Es gibt gute Gründe, warum ausgerechnet die Streaming-Plattform Twitch seit Herbst 2020 reihenweise DMCA-Takedown-Notices erhält und deshalb Millionen von Videos löscht:
Viele Twitcher verwenden in ihren Streams Hintergrundmusik, für die sie keine Lizenz haben. Bisher konnte sich die Plattform in dieser Hinsicht gut aus der Affäre ziehen, da sich Livestreams weitaus schwerer auf Urheberrechtsverletzungen abklopfen lassen.
Doch mit der wachsenden Zahl an archivierten Streams und der nicht unerheblichen Marktmacht bestimmter Twitcher haben die Rechteinhaber nun zum Gegenangriff geblasen. Und die DMCA-Takedown-Notice ist ihre Waffe:
Stellt ein Urheberrechtsinhaber fest, dass seine geschützten Inhalte von einem Dritten widerrechtlich für digitalen Content verwendet wurden, muss er dem Service-Provider bzw. Plattformbetreiber eine DMCA-Takedown-Notice schicken – also die Urheberrechtsverletzung zur Anzeige bringen.
Der Provider muss diese Anzeige prüfen und den Angezeigten in Kenntnis setzen. Weil der Provider davon ausgehen muss, dass die Vorwürfe in dieser Anzeige stimmen, reagieren praktisch alle Plattformen mit der sofortigen Löschung der fraglichen Inhalte.
Twitch weist in seinen DMCA FAQ darauf hin, dass die Plattform „kein Gericht für die Verhandlung von Urheberrechtsfällen und nicht in der Lage [ist] zu beurteilen, ob du oder der Rechteinhaber im Recht ist oder nicht.“
Der Seitenbetreiber sieht sich also eher als Mittler. Damit er nicht selbst mit Klagen überzogen wird, ist die Löschung des betroffenen Inhalts eine Versicherung, die er nur zu gern einlöst.
Für die angezeigten Streamer, Twitcher oder YouTuber ist eine DMCA-Notice hingegen immer ein Problem. Zwar haben sie das Recht, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen oder Lizenzen vorzuweisen. Doch gelöscht ist gelöscht. Außerdem droht ihnen bei wiederholten Verstößen eine Plattformsperre.
Wie umgehe ich eine DMCA-Notice?
Gehe am besten immer davon aus, dass Musik oder kreativer Content, der nicht von dir stammt, unter das Urheberrecht fällt – ob dieses nun amerikanisch oder international ist.
Oder, wie es in einem Blog-Beitrag von Twitch zum Thema heißt: „Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob ihr alle Rechte besitzt, besitzt ihr sie wahrscheinlich nicht.“
Twitch bietet die Soundtrack-Bibliothek mit lizenzierter Musik ohne DMCA-Risiko. Auch andere Bibliotheken wie Monstercat Gold werden empfohlen. Speziell für Let’s Plays solltest du außerdem überprüfen, was die Endnutzerlizenz über das Streaming des Spiels und die darin enthaltene Musik sagt.
Jeder Content Creator auf jeder Plattform sollte zudem schleunigst sein gesamtes Archiv checken und nach möglichen Urheberrechtsverletzungen Ausschau halten.
Selbst löschen und „sauber“ wieder hochladen ist leider die derzeit beste Möglichkeit, um Abmahnungen vorzubeugen. Auch wenn das bedeutet, dass dein mühsam erarbeitetes Ranking verloren geht.
Fazit
Urheberrechte sind ein heikles Thema in der digitalen Content Creation. Und mit der aktuellen DMCA-Welle gegen Twitch ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. Der sicherste Weg durch dieses rechtliche Minenfeld führt drumherum!