Barrierefreiheit im Internet bedeutet, dass Webseiten so gestaltet sind, dass alle Menschen sie ohne fremde Hilfe nutzen und die Inhalte vollständig wahrnehmen können – unabhängig von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen. Ab 28. Juni 2025 wird Barrierefreiheit für Websites zur Pflicht. Es gibt aber einige Ausnahmen.
- Ab 2025 Pflicht für viele Unternehmen
- Voraussetzungen für barrierefreie Websites: Die vier Prinzipien der WCAG
- Warum barrierefreie Websites für alle Nutzer wichtig sind
- Demografischer Wandel als Herausforderung und Chance
- Verbesserte Nutzerfreundlichkeit für alle
- Positive Effekte auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO)
- Imagegewinn und gesellschaftliche Verantwortung
- Wie lässt sich die Barrierefreiheit verbessern?
- Tools zur Prüfung der Barrierefreiheit
- Barrierefreiheit – nicht nur lästige Pflicht, sondern Vorteil
Barrierefreiheit betrifft nicht nur eine kleine Gruppe: Schätzungen zufolge sind weltweit etwa 15 bis 20 % der Bevölkerung auf barrierefreie digitale Inhalte angewiesen – also rund eine Milliarde Menschen. In Deutschland leben laut Statistischem Bundesamt über 7,8 Millionen Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung (Stand: Ende 2021). Das entspricht etwa 9,4 % der Gesamtbevölkerung. Hinzu kommen Millionen Menschen mit temporären Einschränkungen, etwa nach Unfällen oder während einer Krankheit, sowie Personen mit geringer digitaler Kompetenz, für die eine einfache und klare Gestaltung unverzichtbar ist.
Barrierefreie Websites ermöglichen es diesen Menschen, gleichberechtigt am digitalen Leben teilzuhaben – sei es beim Online-Shopping, der Buchung von Reisen, dem Abruf von Informationen oder der Nutzung von Services.
Dazu tragen unterstützende Technologien bei, etwa Screenreader, Untertitel, Braille-Ausgabe oder einfache Sprache. Diese ermöglichen einen gleichberechtigten Zugang zum digitalen Raum – für Menschen mit Behinderungen, ältere Nutzerinnen und Nutzer oder Personen mit temporären Einschränkungen.
Webentwickler, Designer und Betreiber orientieren sich dabei an internationalen Standards, insbesondere den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die vom World Wide Web Consortium (W3C) entwickelt wurden. Diese Richtlinien definieren konkrete Anforderungen, um Websites für alle zugänglich zu machen.
Ab 2025 Pflicht für viele Unternehmen
Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) setzt Deutschland die Vorgaben der EU-Richtlinie 2019/882 um. Ab dem 28. Juni 2025 müssen viele private Unternehmen digitale Barrierefreiheit gewährleisten – etwa Onlineshops, Banken, Telekommunikationsanbieter und Streamingdienste. Betroffen sind auch Buchungsportale für Verkehrsmittel und andere digitale Dienste.
Ausnahmen gelten für Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden und unter 2 Mio. Euro Jahresumsatz. Kleinere Unternehmen (unter 50 Mitarbeitende, unter 10 Mio. Euro Umsatz) können eine Befreiung beantragen, wenn Barrierefreiheit eine unverhältnismäßige Belastung darstellt.
Wichtig: Verstöße gegen das BFSG können abgemahnt und mit Bußgeldern geahndet werden. Die Umstellung sollte daher frühzeitig erfolgen.
Voraussetzungen für barrierefreie Websites: Die vier Prinzipien der WCAG
Die WCAG 2.0 und 2.1 bilden die Grundlage vieler gesetzlicher Regelungen – auch des BFSG. Sie beruhen auf vier Prinzipien:
- Wahrnehmbarkeit: Inhalte müssen für alle Sinne erfassbar sein – z. B. durch Alternativtexte für Bilder, Untertitel für Videos oder ausreichende Kontraste.
- Bedienbarkeit: Die Navigation muss mit verschiedenen Eingabemethoden funktionieren (z. B. Tastatur statt Maus), Tastaturfallen sind zu vermeiden.
- Verständlichkeit: Inhalte und Navigation sollten leicht zu verstehen und vorhersehbar sein – durch klare Sprache, intuitive Struktur und Fehlermeldungen.
- Robustheit: Websites sollen auf verschiedenen Geräten, Browsern und mit Hilfstechnologien korrekt funktionieren – auch zukünftig.
Die Richtlinien definieren drei Stufen der Konformität: A (Mindeststandard), AA (gilt als Standard in der EU) und AAA (höchste Anforderungen).
Konformitätslevel | Erklärung |
---|---|
A | Alle Erfolgskriterien der Stufe A sind erfüllt. Dies ist der "Mindeststandard", den eine Website erfüllen muss, um für alle wichtigen Behindertengruppen als zugänglich zu gelten. |
AA | Alle Erfolgskriterien der Stufen A und AA sind erfüllt. Dies ist ein "professioneller Praxisstandard", den eine Website erfüllen sollte, um für ein breites Spektrum von Behindertengruppen zugänglich zu sein. |
AAA | Alle Erfolgskriterien (auf allen Konformitätsstufen) sind erfüllt. Dies ist ein "Goldstandard" der maximalen Zugänglichkeit, den einige Websites wählen können. |
Warum barrierefreie Websites für alle Nutzer wichtig sind
Demografischer Wandel als Herausforderung und Chance
Die Bevölkerung in vielen Industrieländern altert – auch in Deutschland. Mit steigendem Alter nehmen Fähigkeiten wie Sehvermögen, Hörvermögen, Feinmotorik und kognitive Leistungsfähigkeit häufig ab. Gleichzeitig gehören ältere Menschen heute zur aktiven Online-Nutzerschaft: Sie erledigen Bankgeschäfte, kaufen online ein und informieren sich digital. Barrierefreie Websites bleiben für diese Nutzergruppe auch bei altersbedingten Einschränkungen zugänglich und nutzbar.
Dieser demografische Wandel führt dazu, dass die Bedeutung digitaler Barrierefreiheit weiter zunimmt – nicht nur als gesetzliche Anforderung, sondern als wirtschaftlicher Faktor.
Verbesserte Nutzerfreundlichkeit für alle
Barrierefreiheit geht mit klarer Struktur, verständlicher Sprache und einfacher Bedienbarkeit einher. Das verbessert die Orientierung auf der Website für alle Nutzer:innen – unabhängig von einer Behinderung. Klare Navigationspfade, gut lesbare Schriftgrößen, sinnvolle Kontraste und intuitive Formulare sorgen dafür, dass sich Besucher:innen schneller zurechtfinden, länger bleiben und häufiger zum Ziel kommen. Auch mobile Nutzer oder Menschen in stressigen Situationen profitieren von einer barrierearmen Website.
Positive Effekte auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO)
Barrierefreie Websites erfüllen viele Kriterien, die auch für Suchmaschinen relevant sind. Dazu gehören etwa:
- Strukturierte Inhalte (z. B. durch korrekt eingesetzte Überschriften und Listen),
- Alt-Texte für Bilder (erleichtern die Indexierung durch Suchmaschinen),
- schnelle Ladezeiten (z. B. durch Verzicht auf unnötige Animationen),
- mobile Optimierung (Responsive Design als Standard).
Diese Faktoren tragen dazu bei, dass barrierefreie Websites häufig besser in Suchmaschinenrankings abschneiden. Barrierefreiheit und SEO ergänzen sich in vielerlei Hinsicht.
Imagegewinn und gesellschaftliche Verantwortung
Unternehmen, die auf Barrierefreiheit setzen, positionieren sich als verantwortungsvoll und zukunftsorientiert. In einer Zeit, in der Diversität und Inklusion in der öffentlichen Wahrnehmung an Bedeutung gewinnen, wirkt sich ein barrierefreier Webauftritt positiv auf das Markenbild aus. Er zeigt, dass das Unternehmen nicht nur gesetzliche Vorgaben erfüllt, sondern sich aktiv für gleichberechtigte Teilhabe engagiert. Das schafft Vertrauen – bei Kund:innen, Geschäftspartnern und Mitarbeitenden.
Barrierefreiheit ist damit nicht nur ein rechtliches oder technisches Thema, sondern ein zentraler Baustein einer modernen, inklusiven Markenstrategie.
Wie lässt sich die Barrierefreiheit verbessern?
Ein klarer, logischer Aufbau und reduzierte visuelle Komplexität erleichtern allen Nutzern die Orientierung. Wichtige Maßnahmen sind:
- Alt-Texte für Medien: Beschreibungen für Bilder, Grafiken und Videos.
- Sprechende URLs: Aussagekräftige Webadressen verbessern Navigation und SEO.
- Klare Navigation: Maximal drei Klicks bis zum Ziel, sichtbare Positionsanzeige.
- Einfache Sprache: Vermeidung von Fachjargon, Fremdwörtern und komplexen Satzstrukturen.
- Flexible Schriftgrößen: Anpassbar und gut lesbar auf allen Geräten.
- Tastaturbedienung: Volle Funktionalität ohne Maus.
- Barrierearme Medieninhalte: Untertitel, Transkripte, Audiodeskription.
- Responsive Design: Nutzbarkeit auf allen Bildschirmgrößen.
SISTRIX kann dabei helfen, Barrierefreiheitsprobleme einer Website systematisch zu erfassen und auszuwerten. Mit einem Onpage-Projekt lassen sich typische Fehler wie fehlende Alt-Texte schnell identifizieren. Durch die strukturierte Analyse wird ersichtlich, an welchen Stellen Optimierungsbedarf besteht, um die Anforderungen der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) zu erfüllen. So kann sichergestellt werden, dass die Website nicht nur gesetzliche Vorgaben erfüllt, sondern auch für alle Nutzer barrierefrei zugänglich ist.

Teste SISTRIX jetzt 14 Tage kostenlos und analysiere, ob deine Website barrierefrei ist. Erkenne Optimierungspotenziale frühzeitig und setze gezielt Verbesserungen um!
Tools zur Prüfung der Barrierefreiheit
Um Webseiten auf Barrierefreiheit zu testen, gibt es zahlreiche Tools. Web-Entwickler müssen sich damit auseinandersetzen, um Kunden Websites fehlerfrei umsetzen zu können. Einige Dinge müssen allerdings auch redaktionell umgesetzt werden, wie zum Beispiel Alt-Texte.
Folgende Tools stehen zur Verfügung:
- Browser-Tests: CSS deaktivieren, um Struktur und Lesbarkeit im Textmodus zu prüfen.
- Tastatur-Navigation: Erreichbarkeit aller Inhalte nur mit Tab- und Enter-Taste testen.
- Farbkontrast-Check: z. B. mit WCAG Contrast Checker.
- Screenreader-Simulation: Browser-Erweiterungen zur Sprachausgabe oder native Screenreader (z. B. NVDA).
- Google Lighthouse: In Chrome integriert, liefert Barrierefreiheits-Score. Alternativ auch in Pagespeed Insights verfügbar.
- BITV-Test: Umfassender 60-Punkte-Check basierend auf deutscher Gesetzgebung.
- WAVE-Tool (WebAIM): Online-Auswertung mit Erläuterungen.
Barrierefreiheit – nicht nur lästige Pflicht, sondern Vorteil
Barrierefreie Websites sind keine Sonderlösung für Menschen mit Behinderung – sie machen das Internet für alle leichter zugänglich. Mit dem BFSG wird Barrierefreiheit in vielen Bereichen gesetzlich verpflichtend. Wer sich frühzeitig vorbereitet, vermeidet Risiken und positioniert sich zukunftssicher.
Barrierefreiheit verbessert die Nutzung, steigert die Reichweite und stärkt das Vertrauen in die Marke. Sie gehört zu einer modernen, verantwortungsvollen digitalen Präsenz.
SISTRIX kostenlos testen
- Kostenloser Testaccount für 14 Tage
- Unverbindlich, keine Kündigung notwendig
- Persönliches Onboarding durch Experten