Etwas ist faul im Staate Qype – Teil III

Jetzt, da wir davon ausgehen können, dass Qype auf dem Unterordner „www.qype.com/place/“ eine Google-Penalty hat, die dafür sorgt, dass die dort vorhandenen Seiten entweder gar nicht ranken oder nur auf den hintersten Ergebnisseiten zu finden sind, geht es an die eigentliche Arbeit: mögliche Ursachen für die Penalty müssen gefunden und bewertet werden. Ich kann bei diesem Schritt nur davor warnen, die Suche vorschnell abzubrechen und die erstbeste Möglichkeit als gegeben hinzunehmen – zu häufig ist es eine Kombination verschiedener Ursachen und wenn man sich dann nur auf eine konzentriert, wird man die Penalty häufig nicht los. Auf Qype sind mir unter anderem folgende Probleme aufgefallen:

Gewucherte Webseite
Wer bereits den ein oder anderen Vortrag von Jens gehört hat, dem dürfte der Begriff Informationsarchitektur bekannt vorkommen: im Kern geht es um eine sinnvolle Anordnung vorhandener Inhalte, die sowohl Besuchern als auch Suchmaschinen hilft. Wie wichtig und sinnvoll sowas gerade bei großen und organisch gewachsenen Projekten ist, zeigt Qype recht anschaulich. Während die Seite deutlich gewachsen ist und neue Länder hinzukamen, scheint das SEO-Konzept nicht im gleichen Tempo weiterentwickelt worden zu sein: Vorgehensweisen, die im kleineren Maßstab noch problemlos funktionieren, können, wenn sie nicht gezielt gesteuert werden, schnell aus dem Ruder laufen. Bei Qype gibt es zahlreiche Beispiele dafür, ich möchte zwei davon exemplarisch vorstellen:

Bei großen Städten wie Berlin ist es für Angebote wie Qype sicherlich eine gute Idee, die Geschäfte auf Ortsteil-Ebene darzustellen: niemand tut sich für den empfohlenen Dönerladen in der anderen Stadthälfte für eine Stunde den öffentlichen Nahverkehr in der Hauptstadt an. Bei Qype wird das bei neuen Läden so gelöst, dass der Ortsteil in der URL steht (wieso da „preview“ noch drin steht, ist mir schleierhaft): qype.com/place/preview/[…]-mitte-berlin. Problematisch wird das, weil es den gleichen Ort unter der allgemeinen URL (qype.com/place/preview/[…]-berlin) ebenfalls gibt – und beide Varianten sind im Googleindex: klassicher Duplicate-Content. Verschärft wird das Problem dadurch, dass Qype die inhaltsleeren Firmenprofile auch noch auf alle Länderdomains aufspielt.

Das zweite Beispiel ist der Umgang mit Tags oder Stichwörtern, wie sie bei Qype genannt werden. Nutzer und Geschäftsinhaber haben die Möglichkeit, beliebige Stichwörter zu vergeben und machen davon auch regen Gebrauch. Problematisch ist nun, dass Qype jede Tag-Stadt und Tag-Stadtteil-Kombination ungeprüft in den Index wirft. Ergibt das bei allgemeinen Begriffen, die entsprechend häufig vergeben worden noch halbwegs schöne Seiten, kommen bei selten genutzen Stichwörtern zahlreiche Seite mit nur einem angeteaserten Eintrag raus. Verschärft wird das abermals dadurch, dass die Tags sowohl für die Stadt allgemein als auch wieder für einzelne Stadtteile genutzt werden und in den Index wandern.

Mieses Linkbuilding
Hätte mir jemand vor einer Woche gesagt, dass Qype aktives Linkbuilding betreibt, hätte ich ihm nicht geglaubt. Wieso sollte seine Seite, die fast unbegrenzt an Links von bewerteten Restaurants, den Mitgliedern, Städten und ähnlichen Domains kommen kann gegen die Google Richtlinien verstoßen und Links kaufen? Ich weiß es zwar nicht – jedoch gibt es ausreichend Beispiele von so offensichtlich und handwerklich schlecht gekauften Links, dass ich mich im Jahr 2005 wähne. Die Integrationen der Links können als Beispiel dafür dienen, wie man es nicht machen sollte: sie stehen in der Regel in Boxen mit dem Vermerkt „Werbung“, sind immer einer von drei oder vier anderen Links zu kommerziellen Seiten (und häufig bekannten Linkkäufern) und nutzen meistens den gleichen Linktext. Eine unterhaltsame Randnotiz der Geschichte ist, dass recht häufig auf die wörtliche Übersetzung von „places in berlin“ verlinkt wird – ergibt das in Englisch noch halbwegs Sinn, sind Links mit dem Linktext „Plätze in Berlin“ ein gutes Indiz dafür, dass hier weder Profis noch Muttersprachler am Werke waren.

Verkaufte Rankings
Google reagiert allergisch auf alle Versuche, organische Rankings direkt zu verkaufen. Zum Beispiel gab es vor einigen Monaten mal einen Anbieter der optimierte Landingpages auf Trust-starken Domains an den Werbetreibenden bringen wollte – Google hat alle Referenzintegrationen sehr schnell aus dem Ranking genommen und dem Thema so den Wind aus den Segeln genommen, bevor es von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Verständlich, war es doch ein direkter Angriffs auf Googles Cashcow AdWords.

Qype agiert zwar nicht ganz so plump, macht im Kern aber Ähnliches. Auf der Seite, auf der Unternehmern die bezahlten Premium-Einträge verkauft werden sollen, wird damit geworben, dass man 50 Keywords eingeben könne und diese dann auf den vorderen Seiten der Suchmaschinen (namentlich Google) zu finden sein werden. in der FAQ wird das Thema noch etwas breiter dargestellt und ausgeführt, dass man als Premium-Partner Einfluss auf die Listung bei Google nehmen könne. Ungeschickt.

Konflikt mit Google-Interessen
Google ist mittlerweile selber Content-Anbieter: die lokale Branchensuche macht genau das, was Qype auch macht. Zeitgleich ist Qype mit Abstand der größte Lieferant von Nutzermeinungen für die deutsche Version der Branchensuche. Also könnte man sich gedacht haben, dass eine Doppellistung in den Universal-Search-Integrationen und im organischen Index etwas zu viel ist und der Nutzer die Zusammenfassung von Meinungen doch lieber im eigenen Produkt lesen soll. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass solche Überlegungen direkt Einfluss auf das Ranking nehmen, eine erhöhte Aufmerksamkeit auf die Fehltritte einzelner Domains scheint mir aber nicht zu weit hergeholt.

Da es schon wieder recht viel Text geworden ist, geht es dann morgen mit dem vierten und letzten Teil der Serie weiter. Was sollte Qype ändern?

Etwas ist faul im Staate Qype
Etwas ist faul im Staate Qype – Teil II
Etwas ist faul im Staate Qype – Teil III
Etwas ist faul im Staate Qype – Teil IV

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