ChatGPT, Perplexity, AI Overviews oder auch der AI Mode gehören zu den größten technologischen Veränderungen der letzten 25 Jahre. Keine Entwicklung war für SEOs so relevant und hat die Branche so stark in Bewegung gebracht. Doch was passiert da eigentlich genau? Wo liegen die größten Irrtümer und was sollten SEOs jetzt tun, um Sichtbarkeit und Traffic zu sichern oder ist Traffic vielleicht gar nicht mehr die wichtigste Kennzahl?
- Was ist der größte Irrtum über KI-Sichtbarkeit in der SEO-Szene?
- Was sind aktuell die größten Veränderungen im SEO?
- Wie sollten SEOs auf diese Veränderungen reagieren?
- Welche SEO-Maßnahmen bleiben weiterhin relevant?
- Womit sollten sich SEOs derzeit beschäftigen?
- Wie relevant ist Traffic heute noch als KPI?
- Welche KPIs sind aktuell wichtig?
- Was brauchen wir, um Messbarkeit zu gewährleisten?
Die SEO und GEO Experten Fabian Jaeckert und Benjamin O’Daniel erklären im Interview, worauf es jetzt ankommt und wie man sich frühzeitig Vorteile verschaffen kann.
Fabian Jaeckert und Benjamin O’Daniel sind erfahrene SEO Berater mit mehr als 15 Jahren praktischer Erfahrung. Ihr Schwerpunkt liegt heute auf Generative Engine Optimization. Sie gehören zu den ersten, die systematisch untersuchen, wie Unternehmen in KI Systemen sichtbar werden und welche Strategien sich daraus ableiten lassen. Dabei verbinden sie technisches SEO, Content Strategien und den Wandel durch künstliche Intelligenz. Mit Monitoring Tools und eigenen Analysen zeigen sie, wie Content in Zukunft stärker produktnah ausgerichtet sein muss und welche Rolle Faktoren wie First Hand Experience oder digitale PR in der KI Suche spielen.
Wer lieber liest statt hört, findet das Interview mit den beiden hier noch einmal zusammengefasst:
Was ist der größte Irrtum über KI-Sichtbarkeit in der SEO-Szene?
Das wohl größte Missverständnis ist, dass Prompts einfach wie Keywords behandelt werden können. Das funktioniert nicht. Prompts sind natürlich formulierte Fragen oder Anweisungen, die ein Sprachmodell wie einen Gesprächspartner ansprechen. Wer versucht, sie mit denselben Methoden zu optimieren wie klassische Keywords, übersieht, wie diese Systeme wirklich arbeiten.
Viele Fachleute teilen aktuell beispielsweise auf LinkedIn ihre Erkenntnisse darüber, was funktioniert und was nicht. Das ist wertvoll, aber ebenso wichtig ist die Offenheit, zuzugeben, dass vieles noch Neuland ist. Strategien entwickeln sich schnell weiter, und es ist völlig normal, nach ein paar Wochen festzustellen, dass sich Dinge verändern. Die richtige Haltung ist eine Kombination aus Analyse und Experimentierfreude. Man sollte neugierig bleiben, ausprobieren und lernen, statt sich an alten Methoden festzuhalten.
Was sind aktuell die größten Veränderungen im SEO?
In den letzten Jahren hat sich im Suchverhalten grundlegend etwas verschoben. Seit dem Aufkommen von ChatGPT und anderen KI-Systemen bekommen Nutzer ihre Antworten direkt präzise, bequem und ohne den Umweg über zehn blaue Links. Immer mehr Menschen verlassen das klassische Google-Suchverhalten, und die Klickzahlen auf herkömmliche Ergebnisse sinken deutlich.
Google war jahrzehntelang der nahezu unangefochtene Monopolist. Jetzt aber treten Systeme wie ChatGPT, Copilot, Perplexity oder Googles eigene KI-Modelle auf den Plan. Sie bieten teils bessere Technologie und verändern die gesamte Dynamik des Marktes. Auch Google selbst wandelt sich zur Antwortmaschine. Für viele ist das die größte Umwälzung im Digitalmarketing seit über 25 Jahren.
Wie sollten SEOs auf diese Veränderungen reagieren?
Der wichtigste Schritt ist, die neue Technologie wirklich zu verstehen. Sprachmodelle arbeiten völlig anders als klassische Suchmaschinen. Niemand weiß genau, wie sie trainiert wurden, welche Daten sie nutzen oder wie Antworten entstehen. Deshalb greifen gewohnte SEO-Strategien nicht mehr so wie früher.
Klassische Kennzahlen wie Rankings, Suchvolumina oder Klickpositionen verlieren an Aussagekraft, weil es keine festen Suchergebnisseiten mehr gibt. Der bisherige Werkzeugkasten der SEO-Analyse muss komplett neu gedacht werden.
Manche hoffen, dass Nutzer einfach weiter Google verwenden. Die Realität sieht anders aus: Millionen Menschen nutzen täglich KI-Antworten, weil sie bequemer sind. Sie sparen sich Anzeigen, Klicks und Wartezeiten. Für Google bedeutet das Druck und deshalb entwickelt sich Google selbst zur KI-Antwortmaschine.
Für SEO Teams bedeutet das, dass Tools, Analysen und Maßnahmen überprüft werden müssen. Gleichzeitig entsteht daraus eine große Chance. Wer bereit ist, Neues zu lernen und auszuprobieren, kann jetzt noch Nischen besetzen und sich frühzeitig einen Vorteil verschaffen.
Welche SEO-Maßnahmen bleiben weiterhin relevant?
Viele Grundprinzipien bleiben gültig. Websites mit hoher SEO-Sichtbarkeit haben oft auch in den neuen KI-Systemen Vorteile, weil die Themen und Inhalte weiterhin nachgefragt sind. Menschen suchen immer noch nach Produkten und Lösungen – nur eben auf anderen Plattformen.
Entscheidend ist die Qualität der Inhalte. KI-Modelle greifen auf hochwertige, spezialisierte Texte zu, die eine klare Nutzerintention erfüllen. Massenhaft generierte Inhalte ohne Mehrwert tauchen dort kaum auf. Wer also schon heute auf modernen, relevanten Content setzt, ist gut aufgestellt.
Alte Taktiken wie Glossare oder keywordgetriebene Ratgeber verlieren an Wirkung. Viele Standardfragen werden direkt von der KI beantwortet, ohne Quelle oder Marke. Wenn die Antwort ohnehin im Chat erscheint, braucht es keinen eigenen Artikel mehr dazu. SEO-Profis sollten daher prüfen, welche Inhalte wirklich noch sinnvoll sind und welche Formate auslaufen.
Gleichzeitig entstehen neue Szenarien. ChatGPT testet aktuell einen „Instant Checkout“, bei dem Nutzer Produktempfehlungen direkt im Chat kaufen können. Das verändert das Zusammenspiel von Content, Commerce und Sichtbarkeit grundlegend. SEOs sollten genau beobachten, welche Maßnahmen heute noch lohnen und welche in Zukunft überflüssig werden.
Womit sollten sich SEOs derzeit beschäftigen?
- Ein zentraler Punkt ist die Arbeit mit Prompts. Der erste Schritt besteht darin, die relevanten Prompts zu identifizieren, also zu verstehen, wie Menschen wirklich fragen, wenn sie ein Produkt oder eine Lösung suchen. Diese Prompts bilden die Basis für jede Analyse.
- Im nächsten Schritt geht es darum zu messen, wie die eigene Marke in den Antworten der KI-Systeme auftaucht. Dafür braucht man spezialisierte Tools, die Prompts automatisiert testen und die Ergebnisse aus ChatGPT, Google oder Perplexity analysieren. So lässt sich erkennen, wo man bereits sichtbar ist, wo Lücken bestehen und in welchen Bereichen Wettbewerber stärker sind.
- Wer früh in unbesetzte Themenfelder einsteigt, kann sich dort einen echten Vorsprung sichern. Gleichzeitig lohnt sich der Blick auf die Struktur der Antworten selbst, vergleichbar mit einer SERP-Analyse. Wie sind KI-Antworten aufgebaut? Welche Argumente, Formate und Quellen nutzt das Modell? Dieses Verständnis hilft, Inhalte gezielt darauf auszurichten und die Customer Journey in KI-Systemen besser zu verstehen.
Wie relevant ist Traffic heute noch als KPI?
Viele Websites verzeichnen seit Einführung der AI-Overviews deutliche Besucherrückgänge, teils um 20 bis 80 Prozent. Dabei haben sich die Rankings selbst oft gar nicht verändert. Das zeigt, dass Nutzer die KI-Antworten akzeptieren und seltener auf klassische Suchergebnisse klicken.
Traffic bleibt ein Indikator, aber er verliert an Gewicht. Wichtiger ist jetzt, zu wissen, ob die eigene Marke in den KI-Antworten vorkommt. Sichtbarkeit verschiebt sich von der Suchergebnisseite in die Antwort selbst.
Welche KPIs sind aktuell wichtig?
Eine der zentralen Kennzahlen sind Marken-Erwähnungen in KI-Antworten. Wenn eine Marke oder ein Produkt in den Empfehlungen auftaucht, ist das ein wertvolles Signal, vergleichbar mit einer Top-Position in der klassischen Suche.
Zusätzlich spielen Faktoren wie die Platzierung innerhalb der Empfehlung (Position 1, 2, 3) und das Sentiment eine Rolle, also die Tonalität, mit der über die Marke gesprochen wird. Diese Metriken zeigen, ob eine Marke nicht nur vorkommt, sondern auch positiv wahrgenommen wird.
Was brauchen wir, um Messbarkeit zu gewährleisten?
Wir brauchen stabile Tools, die die Sichtbarkeit von Marken in KI-Systemen regelmäßig erfassen. Da es keine Keyword-Volumina mehr gibt, müssen Prompts direkt getestet werden. Das Tool ruft die Antworten aus den KI-Systemen ab, analysiert sie und zeigt, welche Marken oder Produkte erwähnt werden.
Idealerweise geschieht das in Echtzeit, damit man Trends sofort erkennt. Filterfunktionen sind dabei entscheidend. Man sollte sehen können, wie sichtbar eine Marke in ChatGPT, im Google-AI-Modus oder bei Perplexity ist. Auch die Möglichkeit, nach Produktkategorien zu filtern, ist wichtig, um gezielt Stärken und Schwächen zu erkennen.
Diese Art von Monitoring wird künftig so selbstverständlich sein wie heute das Keyword-Tracking. Wer früh beginnt, sich mit diesen neuen Messmethoden vertraut zu machen, verschafft sich einen entscheidenden Vorsprung.
Das Videointerview wurde im Rahmen unseres Meetups aufgezeichnet. Du willst beim nächsten Mal dabei sein? Dann melde dich hier für den Newsletter an, und wir informieren dich rechtzeitig über neue Termine.
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