IndexWatch 2015: Verlierer-Domains

„Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten“. Als Urheber des Sprichwortes gilt Goethe und wer im Physikunterricht aufgepasst hat, weiß, dass es stimmt. Übertragen in unsere SEO-Welt würde es bedeuten: Steigt die Sichtbarkeit unterschiedlicher Domains zu einem gemeinsamen Themenfeld, so muss es zwangsläufig auch Verlierer, also Domains mit sinkender Sichtbarkeit, geben. Getreu dem Prinzip der Regalplatzoptimierung bei Google steht nur eine begrenztes Platzangebot auf den Suchergebnisseiten zur Verfügung, nämlich 10 organische Ergebnisse. Suchmaschinen müssen demnach stets das optimale Angebot, lies Suchergebnis, für ein begrenztes Platzangebot auswählen.

Nachdem wir uns bereits in einem Jahresrückblick die SEO-Gewinner 2015 angeschaut und analysiert haben, widmen wir uns nun den Verlierer-Domains im SISTRIX Sichtbarkeitsindex. Dies sind jene Domains, welche in den vergangenen zwölf Monaten des Jahres 2015 aufgrund verschiedenster Google Updates oder anderen Umständen deutlich in ihrer Sichtbarkeit auf dem deutschen Suchmarkt verloren haben.

Berücksichtigt wurden alle Domains, die mit mindestens 5 Punkten im SISTRIX Sichtbarkeitsindex in das Jahr 2015 gestartet sind. Die Google-Tabelle der Verlierer-Domains hat 100 Ergebnisse. Unterteilt nach prozentualer sowie absoluter Veränderung in der Sichtbarkeit.

Die größten Verlierer-Domains des Jahres 2015

Prozentual gesehen mussten leider diese zehn Domains im vergangenen Jahr den größten Verlust im SISTRIX Sichtbarkeitsindex verzeichnen.

Die nach eigenen Angaben „mediale Stimme Deutschlands“, die Deutsche Welle (DW), ist der journalistisch unabhängige Auslandssender Deutschlands, dessen zugehörige Domain dw.de mehr als 95% ihrer Sichtbarkeit verlor.

Chartmuster Domains dw.de

Das Chartmuster der Domain dw.de zeigt diesen Verlust deutlich. Aber sollte nach einem langfristigen Seitwärtstrend im Sichtbarkeitsverlauf, also einer zeitlichen Phase in der die Gipfel und Täler horizontal verlaufen, tatsächlich einem Panda Update die Schuld zugewiesen werden?

Das geübte SEO-Auge erkennt schnell, hier muss etwas anderes passiert sein. Zu dieser Schlussfolgerung kommt man in der Regel, wenn der Ereignis-Pin in der Toolbox nicht zur Kalenderwoche des Rankingverlustes passt, bzw. nicht mit dem Verlust im Chartmuster übereinstimmt.

Vergleich der Sichtbarkeit zweier Domains

Des Rätsels Lösung: Der Betreiber des Portals dw.de zog kurzerhand sämtliche Inhalte auf die neue Top-Level-Domain dw.com um. Im direkten Sichtbarkeitsvergleich beider Domains ist dieses Vorgehen schön abgebildet. Der Sichbarkeitsverlust der Deutschen Welle beträgt nach dem Wechsel des Domainnamens ca. 85% auf dem deutschen Suchmarkt. (Gemessen am deutschsprachigen Verzeichnis dw.com/de/)

Der Verlust beider Domains roseversand.de (Platz #2) und wmf.de (Platz #3) ist jeweils auf ein ähnliches Ereignis zurückzuführen.

Eigener Ereignis-PIN in der SISTRIX Toolbox

Dank meines eigenen, händisch gesetzten, Ereignis-PIN im Sichtbarkeitsverlauf der Domain ist der vorliegende Fall auch Monate später für mich schnell geklärt. Hier fand ebenfalls ein Domainnamenwechsel statt.

Domain roseversand.de vs. rosebikes.de

Das Ergebnis kann sich im Vergleich zu dw.de (Platz #1 der Verlierer) durchaus sehen lassen. Mehr als 60% der ursprünglichen Sichtbarkeit der Domain roseversand.de konnte auf den neuen Domainnamen rosebikes.de übertragen werden. Dies ist zufriedenstellend und in diesem Jahre sicherlich noch ausbaufähig.

Bereits in unserem IndexWatch Ausgabe 03/2015 thematisierte ich kurz den Domain-Switch:

Scheinbar hat man einen reinen Wechsel des Domainnamens vollzogen. Design, Inhalt und Struktur der Website sind gleich geblieben. Notwendige 301-Weiterleitungen scheinen auf das jeweilige Pendant unter der neuen Domain gesetzt worden zu sein.

Es lohnt sich immer die Entwicklung von Domains mit Ereignis-Pins zu dokumentieren. So war der Verlust der Württembergischen Metallwarenfabrik, kurz WMF, schnell wieder ins Gedächtnis gerufen.

Konsolidierung der Länderdomains von WMF

WMF nahm eine Konsolidierung seiner Länderdomains vor und schaltete seine sogenannten Country Code Top-Level Domains (ccTLDs) ab und bündelt diese fortan unter der der generischen Top-Level Domain wmf.com.

Die Website reise.de (Platz #7) der Tenotis GmbH dürfte ein größeres inhaltliches Qualitäts- als auch Duplicate Content-Problem haben, aufgrund dessen ein Verlust von mehr als 90% in der Sichtbarkeit vergangenen Jahres eingefahren wurde.

Ranking-Verteilung der Domain reise.de

Die Ranking-Verteilung der Domain reise.de sieht, wie auch der Sichtbarkeitsindex der Buchungsplattform, ernüchternd aus. Vermutlich spielen hier mehrere Faktoren zusammen. Das Panda Update 4.2 fand auf dem deutschen Suchmarkt nur eine langsame Verbreitung und die Auswirkungen war für den einen früher, für den anderen später zu bemerken.

Auch wird bei den wenig erhalten gebliebenen Rankings der User-Intent, also die Absicht oder Erwartung des Suchenden, nicht wirklich gut bedient.

SERP-Snippets der Rankings von reise.de

Ein Blick auf die bei Google indexierten Seiten lässt den zielstrebigen SEO kurz zusammenzucken. Hat man hier wirklich nicht die Meta-Description optimiert und bei dem wichtigen Title-Element mit sog. boilerplates, also Textbausteinen, gearbeitet? Ja. Auch ist der Inhalt hinter den jeweils unterschiedlichen Last-Minute-URLs immer identisch. Beispielsweise ist für das Last-Minute Angebot nach Tunesien noch nicht einmal das entsprechende Reiseziel in der Buchungsmaske vorausgewählt.

Mit der einen Optimierung der Meta-Description und Ausbesserung der Titles ist es hier sicherlich nicht getan. Der Inhalt der einzelnen Landingpages sollte auf das jeweilige Urlaubsziel zugeschnitten sein und dem Nutzer jedweder Komfort bei der Reisesuche geboten werden. Das fängt schon mit einer Vorauswahl des Reiseziels bzw. der Region innerhalb der Buchungsmaske an.

Zu guter Letzt ist das Backlink-Profil der Domain, hier mit SISTRIX LinkRating schnell geprüft, auch nicht mehr wirklich zeitgemäß:

LinkRating-Auswertung Domain reise.de

Das Angebot unter der Domain pm-magazin.de auf Platz #10 gehört zu Gruner + Jahr, Europas zweitgrößtes Druck- und Verlagshaus. Die Website wurde gegen Ende Februar vergangenen Jahres einem Relaunch unterzogen.

Die PM-Website für mobile Endgeräte: Nach dem Relaunch des Internetauftritts haben wir www.pm-magazin.de für eine Darstellung auf Smartphones und Tablets optimiert.

Gleichzeitig haben wir die mobile Version der Website an die aktuellen Richtlinien der IVW (Informations-gemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern) angepasst.

Blöd nur, dass in diesem Zuge auch gleich sämtliche Artikel und gut rankende Seiten ersatzlos gelöscht wurden. Aus den Richtlinien der IVW konnte ich nicht entnehmen, dass man Seitenbetreibern zu solch einem Schritt rät. Immerhin bekundet die Leserschaft der Print-Ausgabe auf Facebook ihr digitales Informationsbedürfnis.

Facebook-Post mit Nachfrage zu Onlineartikeln

Immerhin, wird ein konkreter „Suchauftrag“ geäußert, so tut die Print-Redaktion das einzig Richtige – man verschickt ein PDF-Dokument.

Nutzer suchen Inhalte auf der Website

Zugern wüsste ich den Grund dieser strategischen Entscheidung, wenigstens ein Teil der hochwertigen Inhalte online verfügbar zu machen. Warum ist man davon überhaupt abgewichen? Der Sichtbarkeitsverlauf der Domain gehört damit zur Zeitgeschichte:

Sichtbarkeit der Domain pm-magazin.de

Verlierer durch Google-Algorithmen & Website-Relaunches

Viele Webseitenbetreiber unterzogen ihrem Projekt im vergangenen Jahr einer Generalüberholung durch inhaltliche und/oder strukturelle Veränderungen. Leider wird bei solch einem Vorgehen all zu oft die Basics eines Website-Relaunch vergessen oder schlichtweg nicht beachtet.

Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür lieferte uns vergangenen Jahres das Dokumentations- und Wissenschaftsmagazin planet-wissen.de mit ihrem Relaunch. Dieser interessante Fall lehrt uns, dass ein Patzer bei der Neugestaltung verheerend für das Ranking sein kann.

Ein Happy End ist in diesem Falle natürlich gegeben. Der eigene Fehler wurde noch rechtzeitig erkannt und mittels der Kraft von 301-Weiterleitungen konnte der Sichtbarkeitsverlust zu 60% wieder kompensiert werden.

Aber leider erkannten nicht alle Onlineangebote die Notwenidgkeit, so verlor beispielsweise die Domain schleswig-holstein.de (Platz #44) mehr als die Hälfte ihrer Sichtbarkeit.

Sichtbarkeitsindex nach Website-Relaunch

Der aus technischer SEO-Sicht schlecht umgesetzte Relaunch der offiziellen Website der Landeshauptstadt Schleswig-Holstein schlug übrigens mit schlappen 460.000 EUR zu buche. Warum man hier auf Weiterleitungen bestehender URLs verzichtete und weitere kuriose Erkenntnisse sind der Antwort des Ministerpräsidenten höchstpersönlich zu entnehmen.

Viele Ratgeberportale, zahlreich auch aus dem Gesundheitsbereich, vielen Googles Phantom Update in Mitte 2015 zum Opfer. So beispielsweise die Domain laborlexikon.de (Platz #38) oder auch das Angebot von dr-gumpert.de (Platz #43).

Google Phantom Update im Sichtbarkeitsindex

Die Ranking-Veränderung ist im Sichtbarkeitsindex der Domain zum Zeitpunkt des Google Updates deutlich zu erkennen. Bis heute konnten sich nur die wenigstens Websites von diesem Umstand wieder erholen. Das Angebot von auto-motor-und-sport.de ist ein solcher Fall.

Sichtbarkeitsverlauf auto-motor-und-sport.de

Eine Vielzahl der Seitenbetreiber waren von den Auswirkungen der Google Algorithmus-Änderung überrascht worden, hatte doch der Sichtbarkeitsindex ihrer Domain zuvor keine Anzeichen einer veränderten Qualitätsbewertung durch Google angedeutet.

Anders bei Angeboten, welche sich bereits in einem langfristigen Abwärtstrend im SISTRIX Sichtbarkeitsindex befanden. Ein Beispiel ist das Portal menshealth.de (Platz #59).

Abwärtstrend im Sichtbarkeitsindex von meanshealth.de

Google rät allgemein, als auch dem von Updates betroffenen Webmaster, bereits seit dem ersten Panda Update, welches vor gut 5 Jahren stattgefunden hatte, sich selbstkritisch mit diesen 23 Fragen zu der eigenen Website auseinander zu setzen.

Nicht ungeachtet sollten indes die Veränderungen der Google Webmaster Guidelines bleiben. Gut vorstellbar, dass „E-A-T“, Expertise, Authoritativeness und Trustworthiness, einer Seite als Signal bzw. Ggoogle Rankingfaktor in künftigen Algorithmen stärker gewichtet wird.

Zukunftsprognose: Googles Penguin Update in 2016

In the next few days, we’re launching an important algorithm change targeted at webspam.

Ein historischer Tweet von Googles Matt Cutts aus dem Jahre 2012, als das erste Penguin Update für alle Sprachen weltweit ausgespielt wurde und einen Aufschrei bei einigen SEOs verursachte.

Der Suchmaschinenbetreiber aus Mountain View im schönen Kalifornien plant für dieses Jahr eine umfassende Aktualisierung seines Webspam-Filters. Demnach wäre das Penguin Update 4.0 kein Data-Refresh, sondern ein neuer Algorithmus. Dies bedeutet, dass sowohl der Datenbestand, auf Basis dessen der Filter arbeitet, aktualisiert wurde, als auch die „Arbeitsweise“ des Aglorithmus verbessert wurde. Eine ausführliche Erklärung zu diesem Unterschied findest Du in unserer umfassenden SEO-Wissensdatenbank „Frag SISTRIX“: Worin besteht der Unterschied zwischen einem Update und einem Data Refresh?

Seitenbetreiber sollten jetzt nicht in Panik verfallen, jedoch an einem gemütlichen Wochenende das Linkprofil der Domain auf Unnatürlichkeit überprüfen. Durch die Hilfe kleiner Filter lassen sich im Link-Modul der SISTRIX Toolbox schnell minderwertige Links ausfindig machen. Dieses Tutorial zeigt dir, wie es geht.

SISTRIX LinkRating geht sogar noch einen Schritt weiter und lässt dich die Qualität von Backlinks automatisch bestimmen. Dazu kannst du neben dem großen SISTRIX Linkdatenbestand auch eigene Linkquellen der Auswertung hinzufügen. Ein Schritt für Schritt How-To hilft bei der Analyse.

Mögen die Rankings auch weiterhin mit dir sein! :-)

Die Analyse der SEO-Gewinner des Jahres 2015 findest du hier.

SISTRIX IndexWatch 2015
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